: Klimaschutz vertagt, aber nicht völlig unmöglich
■ Die internationale Bonner Konferenz zum Schutz des Weltklimas endet mit kleinen Erfolgen und der Hoffnung auf größere Fortschritte bei einem der nächsten Treffen
Bonn (taz) – „Die Bonner Klimakonferenz hat bestätigt, dass es weiterhin einen enormen politischen Willen gibt, die Reduzierung der Treibhausgasemissionen zu erreichen.“ Das sagte gestern der Vorsitzende des UN-Klimasekretariats, Jan Szyszko, zum Abschluss der fünften internationalen Klimakonferenz. Mit anderen Worten: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Wer ein solches Ergebnis als Erfolg betrachtet, kann mit zufriedenem Gesicht von der Konferenz, die gestern in Bonn endete, nach Hause fahren. Die Ratifizierung des Kioto-Protokolls zum Klimaschutz von 1997 steht weiterhin in Aussicht, und damit auch sein Inkrafttreten. Mehr noch: Es haben sich 60 Länder, darunter wichtige Industrieländer, für das Inkrafttreten des Protokolls bis zum Jahre 2002 ausgesprochen. Nimmt man die Versprechungen der Konferenz ernst, haben sich fast genug Länder gefunden, um das Protokoll selbst ohne die USA anzunehmen.
Darüber hinaus haben die rund 4.000 Teilnehmer aus 173 Staaten eine Reihe technischer Details lösen können, darunter die Berichtsform für Kohlendioxidemissionen. Mit einer Einigung auf die Durchführung der wichtigsten Konferenz in Den Haag vom 13. bis 24. November 2000 wurde außerdem ein deutliches Zeichen gesetzt, dass an dem Kioto-Protokoll festgehalten werden soll. Außerdem haben sich einige Entwicklungsländer, allen voran Argentinien, aus der Verweigerungshaltung gelöst und eigene Bemühungen bei der CO2-Reduzierung versprochen. Bislang beharrten diese Länder darauf, dass die Hauptverursacher im Norden auch die Verantwortung übernehmen müssen.
Zentrale politische Fragen sind aber gar nicht erst auf den Tisch gekommen. Weiterhin beharren die USA darauf, ihre Reduktionsverpflichtungen zu 100 Prozent im Ausland erfüllen zu dürfen. „Wir müssen jeden Versuch zurückweisen, der auf eine Begrenzung dieser Möglichkeit abzielt“, sagte US-Verhandlungsführer Frank Loy. Man will sich im Land der freien Marktwirtschaft nicht einschränken lassen.
Weder die USA noch die EU, die darauf besteht, dass die Hälfte der Reduktionsverpflichtungen national durchgeführt werden muss, haben ein sichtbares Signal für Bewegung gezeigt. Weiterhin wurden die Kriterien für die „flexiblen Mechanismen“ nicht aufgestellt, mit denen sich Länder etwa von ihren Verpflichtungen zu Hause freikaufen können.
Taktieren statt handeln“, beurteilt der World Wide Fund for Nature das Ergebnis. Ebenso wie die Entwicklungsorganisation German Watch sieht man es aber als Erfolg, dass die Ratifizierung weiter angestrebt wird.
Ein weiterer Erfolg: Kein Land bezweifelt mehr ernsthaft, dass es riesige Klimaveränderungen mit negativen Auswirkungen geben wird, wenn nichts passiert. Die Anhäufung von Hurrikans und Überschwemmungen in den letzten Jahren gelten als deutliches Warnzeichen.
Nicht geredet wurde auf dieser Konferenz allerdings darüber, dass die im Kioto-Protokoll festgelegte Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 5,2 Prozent in den Industrieländern nicht ausreicht, um die Klimaentwicklung zu stoppen oder gar zum Besseren zu wenden.
Auch dieser wichtige Punkt bleibt den Konferenzen der kommenden Jahre vorbehalten.
Maike Rademaker
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