: Frauen ohne Kredit
■ Existenzgründerinnen verzichten auf Hilfe der Banken und Fördergeld
Frauen verwenden viel weniger Fremdkapital von Banken als Männer, wenn sie sich selbstständig machen. Weil staatliche Hilfen jedoch über Kreditinstitute vergeben werden, hat das zur Folge, dass sie weniger Fördermittel vom Staat erhalten. Dies ist das zentrale Ergebnis einer bundesweit einmaligen Studie zum Thema „Frauen als Existenzgründerinnen“, die gestern in Hamburg vorgestellt wurde.
Im Auftrag des Senats untersuchten Heike Kehlbeck und Ulrike Schneider, wie Frauen Firmen gründen und wie sie dabei unterstützt werden könnten. Das Besondere war die Auswahl der befragten Frauen: Über die Adressenkartei der Hamburger Existenzgründungsinitiative griffen die Forscherinnen als erste auf alle Gründerinnen zu, nicht nur auf solche, die staatliche Hilfen beantragt hatten.
Im Vergleich mit einer Gruppe männlicher Existenzgründer zeigten die Frauen insbesondere ein anderes Verhältnis zum Kapital: „Frauen nutzen informelle Netze deutlich stärker“, sagte Kehlbeck. Sie besorgen sich das Geld bei Freunden und Verwandten, statt bei Banken. Folge: Nur 14 Prozent der Frauen erhielten Geld vom Staat, aber 30 Prozent der Männer. Sofern sie überhaupt Kontakt zu einer Bank hatten, zeigten sich 65 Prozent der Frauen unzufrieden, aber bloß 40 Prozent der Männer.
Es passt ins Bild, dass die Frauen oft „suboptimal“ kleine Unternehmen gründeten: Im Schnitt setzten sie 45.000 Mark ein, die Männer hingegen 93.000 Mark. Aber die Frauen treibt auch anderes um, wenn sie sich selbstständig machen wollen: Nur 14 Prozent der Befragten geben an, sie wollten mehr Geld verdienen. Unter den Männern waren es 32 Prozent. knö
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