piwik no script img

Topp oder hoppWoran Kids scheitern

■ An Sprachstörungen, Übergewicht oder der Unfähigkeit, eine Schere zu halten

Die Bilanz hat sich verbessert, die Zahlen sind aber immer noch sehr hoch: 12,4 Prozent aller Schulanfänger (rund 26.500) scheiterten dieses Schuljahr an der Einschulungsuntersuchung oder wurden in den ersten drei Monaten zurückgestellt. Dabei wurde der überwiegende Teil (10,4 Prozent) gar nicht erst eingeschult. Nur 2 Prozent der Kinder mussten im ersten Vierteljahr zurück in die Vorklasse. Vergangenes Jahr waren es noch 13,9 Prozent, die draußen bleiben mussten. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 10 Prozent.

Kinder, die zu klein oder zu dick sind oder die ein Dreieck nicht von einem Viereck unterscheiden können, werden vom Schularzt als nicht schulfähig befunden und zurückgestellt. In einigen Fällen wollen auch die Eltern, dass ihr Kind noch ein Jahr länger zu Hause bleibt – auch diese Kinder finden sich in der Statistik wieder.

Eine genaue Aufschlüsselung der Ursachen gibt es nicht. An der Nürtingen-Grundschule in Kreuzberg ist es jedoch eindeutig. „Die ganz überwiegende Zahl der Kinder wird nicht eingeschult, weil sie enorme Entwicklungsrückstände haben“, sagt Schulleiter Gerd-Jürgen Busack. Er habe 6-Jährige erlebt, die noch keine Schere führen und keinen Stift halten könnten. Rund 20 Prozent derjenigen, die eigentlich eingeschult werden sollten, wurden zurückgestellt. In Zehlendorf spielt der Elternwille in der Statistik auch keine große Rolle, so Rektor Wolfgang Schünemann von der Schweizerhof-Grundschule. An seiner Schule dominierten gesundheitliche und soziale Gründe. Die Quote liegt nur bei 10 Prozent.

Rita Hermanns, Sprecherin von Schulsenatorin Stahmer (SPD), vermutet, dass die positivere Statistik in diesem Schuljahr mit den detaillierten Fragebögen zusammenhänge, die bei der Untersuchung von den Schulärzten über den gesundheitlichen und sozialen Zustand der Kinder erstmals ausgefüllt werden mussten. Dadurch gebe es für Ärzte und Schule die Möglichkeit, individueller über Einschulungen zu entscheiden. Ein Weg, Kinder nicht zurückzustellen, sondern sie im Klassenverband zu behalten, ist das Modellprojekt der jahrgangsübergreifenden Klassen. nau

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen