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■ Marx ist tot, Jesus lebt“ – „Die Wende war im Kern eine Gegenrevolution“
Sahra Wagenknecht (30) gilt als Wortführerin der radikal-marxistischen Kommunistischen Plattform, einer auch in der PDS umstrittenen parteiinternen Gruppe mit über 500 Mitgliedern. Geboren wurde sie in Jena, aufgewachsen ist sie bei ihrer Mutter, einer Galeristin, in Ost-Berlin. Als Abiturientin trat sie im März 1989 der SED bei. Sie bekam in den letzten Monaten der DDR keinen Studienplatz mit der Begründung, sie sei nicht genügend aufgeschlossen fürs Kollektiv.
Nach der Wende studierte Wagenknecht an der Berliner Humboldt-Universität Philosophie und Neuere Deutsche Literatur. Ihre Magisterarbeit schrieb sie an der Universität Groningen in den Niederlanden über die Hegel-Rezeption bei Marx. Wagenknecht ist seit zwei Jahren mit einem westdeutschen Filmproduzenten verheiratet.
Norbert Blüm (64), stellvertretender Parteivorsitzender der CDU, war während der ganzen 16 Jahre der Kohl-Ära Bundesarbeitsminister. Er wurde in Rüsselsheim als Sohn eines Kfz-Schlossers und Busfahrers geboren. Blüm ist gelernter Werkzeugmacher und promovierte nach Abendgymnasium und Studium zum Dr. phil. mit einer Arbeit über die Soziallehre des deutschen Soziologen und Philosophen Ferdinand Tönnies. Der praktizierende Katholik ist verheiratet und hat drei Kinder.
Beide leidenschaftlichen Politiker gelten als Überzeugungstäter und haben nicht nur in der öffentlichen Debatte Freude an einer pointierten Sprache und scharfer Polemik. Auch in ihren jeweiligen Parteien haben sie Konflikte nie gescheut. Während Wagenknecht in der PDS wegen ihrer radikalen politischen Einstellung umstritten ist, wurde Blüm von manchen in seiner Partei wegen seines Einsatzes für die Verteidigung des Sozialstaats angefeindet. Wagenknechts Ähnlichkeit mit der ebenso angefeindeten Rosa Luxemburg trug ihr von ihrem Parteivorsitzenden Lothar Bisky die hämische Bemerkung ein, sie fange schon an, leicht zu hinken. Blüm wurde dagegen oft als „Herz-Jesu-Sozialist“ belächelt – seiner Popularität tat das keinem Abbruch.
Von Blüm stammt aus der Zeit der Wiedervereinigung der Satz: „Marx ist tot, Jesus lebt.“ Wagenknecht hat dagegen in einem Interview gesagt, für sie sei die Wende 1989 in der DDR „im Kern eine Gegenrevolution“ gewesen.
In Dortmund haben sich die Vollblutpolitiker bei der Bundestagswahl 1998 um ein Mandat bemüht – allerdings nicht im gleichen Wahlkreis. Vor dem Treffen in der taz haben beide noch nie öffentlich miteinander diskutiert. Philipp Gessler
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