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Zebrastreifen auf Flachware

■ Das Übersee-Museum zeigt jetzt preisgekrönte „Naturfotos des Jahres“ aus aller Welt

Geduldig harrte Brandon T. Garland an den Brooks Falls in Alaska aus und starrte auf den Braunbären. Der wiederum starrte ins Wasser. Drei Stunden dauerte es, bis der Lachs sprang. Dem Braunbären direkt vor die Schnauze. Seine Mahlzeit für den Tag war gesichert. Und Brandon T. Garland hatte sein Foto.

Bewundern kann man es zurzeit im ersten Lichthof des Übersee-Museums. Dort wurde gestern die Ausstellung „Naturfotos des Jahres 1998“ eröffnet. Die 85 Bilder sind die Preisträger des weltweit bedeutendsten Wettbewerbs für NaturfotografInnen, den das Natural History Museum in London seit 1984 jährlich ausschreibt.

Der „overall winner“ von 1998 kommt aus Konstanz. Manfred Dan-neger ist Berufsfotograf. Seine Spezialität: Feldhasen. Die fotografiert er seit zwanzig Jahren. Aber auch AmateurInnen können sich beteiligen. Für Kinder und Jugendliche wird zusätzlich der Preis „Jugend-Naturfotograf des Jahres“ in drei Altersklassen vergeben.

Unterschieden wird bei dem Wettbewerb nach 14 Kategorien. Die Palette reicht von eher klassischen Tieraufnahmen – Leopard auf Baum – bis zu abstrakt anmutenden Kompositionen von Licht und Schatten. Die Krauskopfpelikane im Morgengrauen könnten einem italienischen Fresco entsprungen sein.

Der Pelikan, der sich im roten Wasser in Florida spiegelt, wirkt wie ein japanischer Scherenschnitt. Bei manchen Fotos muss man zweimal hinsehen, um das Motiv zu erkennen. Begleittexte helfen dabei. Sie erklären die Beine von Zebras, im Morgenlicht durch ein Wasserloch laufend. Oder die Köpfe von Löwen beim Trinken am Wasserloch in der Dunkelheit.

Manche Bilder sollen die Ähnlichkeit von Mensch und Tier zeigen. Da stützt ein Schimpanse, scheinbar sinnierend, den Kopf in die Hand. Im Hintergrund sitzt ein Mitarbeiter des Gombe Stream Nationalparks in Tansania in ähnlicher Haltung. Andere dokumentieren den Eingriff des Menschen in die Natur, wie das Luftbild vom Torfabbau in Lethan Moss/England, wo das Hochmoor zerstört wird. Denn nicht nur um Ästhetik geht es bei dem Wettbewerb, sondern auch um die Dokumentation. Und was ist auch schön an einer tot im Stacheldraht hängenden Schleiereule?

Das Übersee-Museum ist die sechste Station auf der Europatournee der Ausstellung, die von der Zeitschrift „Natur & Kosmos“ und der Firma Bayer gesponsort wird. Zum ersten Mal gehört Bremen zu den Ausstellungsorten. „Als Museumsmensch ist man immer geneigt, Fotos – die Flachware, im Museumsjargon – als schönen Hintergrund für die Ausstellungsstücke zu nehmen. Ich fand es reizvoll, dieses Medium einmal zum Haupt-exponat zu machen“, erklärt Peter-René Becker, Leiter der Abteilung Naturkunde. „Wir wollen in der Ausstellung neugierig machen auf Natur, den Besucher überraschen.“ Das ist Becker und den MitorganisatorInnen der Ausstellung gelungen. Kristin Hunfeld

Die Ausstellung ist bis zum 19. Dezember im Übersee-Museum, Bahnhofsplatz, zu sehen

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