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Ungebremste Rollschuhläufer

Rundkurs für SkaterInnen in Rothenburgsort um die Billwerder Bucht vorgeschlagen. 300.000 in Hamburg skaten  ■ Von Gernot Knödler

Tyll A.T.Ruhtenberg hat seine Chance genutzt. Mediengerecht hängte sich der Erfinder der „TYLL-Bremse“ an das, was einmal ein Meilenstein der Hamburger Verkehrs- und Freizeitpolitik werden könnte: Den Vorschlag, um die Billwerder Bucht herum eine Strecke für Inline-SkaterInnen einzurichten. Einen entsprechenden Prüfantrag, verbunden mit dem Wunsch, der Senat möge nach weiteren geeigneten Parcours suchen, brachten GAL und SPD gestern in die Bürgerschaft ein.

Allein in Hamburg gebe es bis zu 300.000 Inline-SkaterInnen, sagt Hans-Peter de Lorent, sportpolitischer Sprecher der GAL in der Bürgerschaft. Es könnten noch mehr sein, wenn die Tyll-Bremse bekannter wäre, hofft Ruhtenberg. Sein Teleskopstab mit Gummispitze, den die RollschuhläuferIn zwischen den Beinen auf dem Boden drückt, soll bürgerlichen Menschen ab 30 die Angst vorm Skaten nehmen und die Sportartikelindustrie bereichern.

Nach Angaben de Lorents verkaufen Hamburgs Händler schon heute 140.000 Rollschuhe im Jahr. Und das, obwohl Inline-SkaterInnen sich nirgendwo richtig austoben können. Auf der Strasse dürfen sich nicht fahren, auf Radwegen auch nicht und auf dem Gehsteig sind sie bestenfalls geduldet.

Höchste Zeit, sanften Verkehrsmitteln mehr Raum zu schaffen, findet Volker Nagel vom Fachbereich Sportwissenschaft der Uni Hamburg. Denn Rollschuh laufen ist gesund: „SkaterInnen trainieren spielerisch Herz und Kreislauf, schonen ihre Gelenke mehr als beim Joggen und stabilisieren Rumpf- und Rückenmuskulatur etwa so wie beim Skilanglauf“, schreibt der Dozent.

Während bis dato in Hamburg nur einzelne Strassen auf Antrag für Skater gesperrt werden können, will Hans-Peter de Lorent, dass SkaterInnen künftig spontan losdüsen können, wenigstens am Wochenende. Der von ihm vorgeschlagene Rundkurs beginnt am S-Bahnhof Tiefstack, folgt dem Ausschläger Elbdeich, dann dem Hauptdeich Kaltehofe sowie dem Moofleeter Hauptdeich und führt über den Kneidenweg sowie den Moorfleeter Deich zurück.

Die Strecke liesse sich ohne grossen Aufwand schaffen: Ein Teil ist bereits für den Durchgangsverkehr gesperrt. Es müssten lediglich Schilder und Geländer aufgestellt und einige hundert Meter geteert werden. „Hamburgs Wilder Osten“, die Stadtteilini für Rothenburgsort, hat den Vorschlag als „erfreulichen Beitrag zur ,Revitalisierung'“ begrüsst. Und Tyll Ruhtenberg hat sich für den erwarteten Boom gewappnet: „Bald kommt ein Container voller Bremsen aus China“, lässt er wissen.

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