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Rückgriff auf alte Hausmittel

■  Das Arzneimittelbudget ist aufgebraucht. Die Kassenärztliche Vereinigung fordert, nur noch dringend Notwendiges zu verschreiben. Mittel gegen Erkältungen gehören nicht dazu

Wer in den kommenden Wochen hustend und mit triefender Nase den Arzt aufsucht, um ein Mittelchen dagegen zu ergattern, der könnte Pech haben. Denn die Kassenärztliche Vereinigung (KV) hat jetzt die rund 6.000 Berliner ÄrztInnen erneut aufgefordert, nur noch „medizinisch unbedingt notwendige Medikamente“ zu verschreiben. Mittel gegen Erkältungskrankheiten gehören dazu nicht. Die Ursache des erneuten KV-Appells: Am kommenden Montag ist das Jahresbudget für Arzneimittel in Berlin von 1,56 Milliarden Mark ausgeschöpft. Überschreiten die ÄrztInnen das Budget, drohen ihnen Regressforderungen der Krankenkassen.

Der Allgemeinmediziner Alexander Schütz arbeitet in einer großen Gemeinschaftspraxis am Kaiser-Wilhelm-Platz in Schöneberg. „Für die Patienten wird sich gar nichts ändern“, sagt er. „Was sie brauchen, bekommen sie auch. Und bei einem grippalen Infekt brauchen sie nichts.“ Schon zuvor hätten er und seine KollegInnen ihre PatientInnen darüber aufgeklärt, dass Hustensaft und fiebersenkende Mittel den Infekt nicht beeinflussen. „Sie lindern etwas, aber das können Hausmittel auch.“

Wenn der Befund aber Bronchitis oder gar Lungenentzündung laute, dann sehe es ganz anders aus.

Doch der Arzt gibt zu: „Vielleicht schauen wir jetzt noch etwas genauer hin.“

Auch Eberhard Wieland, Allgemeinmediziner aus Wilmersdorf, sieht für seine PatientenInnen „im Grunde gar keine Konsequenzen“. Er verschreibe schon lange preisgünstige Generika statt der teuren Originalpräparate. Nicht zwingend notwendige Arzneimittel wie Hustenlöser und Fiebersenker würden in der Regel von den PatientInnen selbst bezahlt, weil ihr Preis unter den Zulassungskosten liege. „Alles wirklich Wichtige bekommen die Patienten natürlich weiterhin.“

Das betont auch Susanne Glasmacher, die Sprecherin der hiesigen KV. Nach ihrer Einschätzung „prüfen die Ärzte nun noch genauer, was wirklich notwendig ist“. Im Großen und Ganzen aber würden die Ärzte in Berlin sparsam verordnen.

Die KV Berlin hatte wie in den anderen Bundesländern ihre Mitglieder bereits im August aufgefordert, sich einem gemeinsamen Aktionsprogramm von Bundesgesundheitsministerium, Krankenkassen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung anzuschließen.

Um die Ausgaben zu senken, sollten die ÄrztInnen statt teurer Originalpräparate kostengünstigere Nachahmermedikamente verschreiben und die Verordnungseinschränkungen bei Bagatellerkrankungen konsequet umsetzen. Gesetzlich ist festgeschrieben, dass Erwachsenen bei Erkältungskrankheiten, Grippe- und Hustenmittel, schleimlösende und schmerz- und fiebersenkende Mittel nicht mehr verschrieben werden dürfen. Auch Abführmittel, Mund- und Rachenmittel sowie Mittel gegen Reisekrankheit müssen die PatientInnen selbst bezahlen. Zudem soll der Einsatz neu entwickelter Medikamente stärker geprüft werden.

Diesen Appell hat die KV nun noch einmal erneuert. „Das Thema ist präsent, weil das Budget aufgebraucht ist“, sagt KV-Sprecherin Glasmacher. Sabine am Orde

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