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Aids-Hilfe in der Krise

■  Die Spendeneinnahmen sind um die Hälfte zurückgegangen. Jetzt muss die Selbsthilfeorganisation ihre Aktivitäten einschränken

Die Berliner Aids-Hilfe (BAH) steckt in massiven finanziellen Schwierigkeiten. „Wenn nichts passiert, dann müssen wir im kommenden Jahr unser Angebot einschränken“, sagt BAH-Geschäftsführerin Resi Jäger. Der Grund für die Misere: Das Spendenaufkommen der BAH ist in diesem Jahr um 50 Prozent zurückgegangen.

500.000 Mark braucht die Selbsthilfeorganisation jährlich an Spenden, um ihre Arbeit zu finanzieren. „Wenn es so weitergeht, werden in diesem Jahr höchstens 300.000 Mark zusammenkommen.“ Die BAH ist die größte Selbsthilfeorganisation für Aids-Kranke und HIV-Infizierte in Berlin. Sie berät und betreut jährlich rund 3.300 Menschen – mit steigender Tendenz. Dank neuer Therapiemöglichkeiten leben Aids-Kranke länger und brauchen entsprechend länger die Unterstützung der Selbsthilfeorganisation.

Harte finanzielle Einschnitte musste die BAH bereits von anderer Seite einstecken: In den vergangenen drei Jahren wurde die Förderung durch den Senat um ein Fünftel gekürzt. Im kommenden Jahr wird die BAH noch 1,44 Millionen Mark vom Land erhalten. „Damit können wir gerade unsere Infrastruktur bestreiten“, so Jäger. Die BAH hat in den vergangenen fünf Jahren neun Stellen eingespart, derzeit hat sie noch 16.

Ihren Hilfsfonds hat die BAH schon vorübergehend dicht gemacht. Bislang standen jährlich 50.000 Mark zur Verfügung, um Ratsuchenden bei finanziellen Engpässen direkt und unbürokratisch zu helfen. „Das waren Beträge von maximal 150 Mark“, sagt Jäger. „Die gab es für eine Fahrkarte, ein Taxi zum Arzt oder auch, wenn kein Geld mehr da war, um über das Wochenende zu kommen.“ Bei vielen Aidskranken geht mit der Krankheit ein sozialer Abstieg einher.

Bedroht sind die Begegnungsangebote wie das zweimal wöchentlich stattfindende Frühstück bei der BAH und das sonntägliche Café auf der Aidsstation im Auguste-Viktoria-Krankenhaus (AVK). An die Betreuung der Aids-Kranken im AVK will die BAH „als Allerletztes ran“, aber ganz ausgeschlossen sei auch das nicht. Damit würde eine der vier Säulen des vielgelobten Schöneberger Modells fallen, in dem das AVK, niedergelassene Ärzte, Pflegedienste und die BAH beispielhaft zusammenarbeiten.

Geschäftsführerin Jäger glaubt nicht, dass die Spendeneinbußen der BAH an der Knauserigkeit der BerlinerInnen liegen. „Die Spendenbereitschaft geht nicht zurück, aber Aids ist kein Thema mehr.“ Viele hätten wohl in diesem Jahr statt für die Aids-Hilfe für Flüchtlinge im Kosovo oder Erdbebenopfer in der Türkei gespendet.

Sabine am Orde

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