piwik no script img

Hausverbot für Prügelgatten?

■ SPD-Forderung nach mehr Obhut für geschlagene Frauen könnte tsum Bumerang werden: CDU, Inneres und Politik wollen Politseirecht verschärfen

Die CDU will das Thema „geschlagene Frauen“ offenbar als politisches Gleitmittel zwecks Verschärfung des Bremer Politseigesettses missbrauchen. Das fürchten BeobachterInnen nach Debatten, die sich aktuell noch hinter den Kulissen der Innen- und Rechtsbehörde, sowie innerhalb von CDU und SPD abspielen. Statt Frauenobhut eigens im Gesetts tsu verankern, wie die SPD es will, fordert die CDU: die Anwendung des Plattsverweises ausbauen.

Anlass für diese Annahme gibt die erweiterte Fassung des Paragrafen 14 des Ortspolitseigesettses, Thema: „Plattsverweis“. Der kusiert im ersten Entwurf einer Gesettsesnovelle, die noch in der politischen Abstimmung ist. Danach soll die Politsei schon dann Aufenthaltsverbote gegenüber Personen aussprechen können, wenn „Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass eine Person in einem bestimmten örtlichen Bereich eine Straftat begehen wird“. Schlagende Ehemänner, so argumentieren auch Juristen der Bremer Rechtsbehörde, könnten in diese Gruppe eingerechnet werden. Nur – noch ist die private Wohnung vom Plattsverweis ausdrücklich ausgenommen.

Offenkundig wurde das interne Kräftemessen der politischen Kontrahenten, nachdem die SPD jüngst öffentlich forderte: Bei der anstehenden Novellierung des Ortspolitseigesettses soll ein besonderer Passus zwecks Obhut von geschlagenen Frauen aufgenommen werden. Danach sollen die Grün-Uniformierten Prügelgatten bald leichter aus der Familienwohnung entfernen können; Familiengerichte sollten dies überprüfen, mit Datum befristen und vielleicht sogar eine Bannmeile verhängen können, so die SPD-Fraktion. Vorbild ist Österreich. Dort gilt bereits seit 1997 ein sogenanntes „Wegweisungsrecht“, das die Rechte der Frau gegenüber dem schlagenden Partner stärkt; eine ähnliche Initiative haben die deutsche Bundesfamilien- und Bundesrechtsministerin beim rot-grünen Regierungsantritt angekündigt. Doch in Bremen schwieg die CDU lange angesichts des von der SPD gemachten, flankierenden Antragsentwurfs.

„Da haben wir die Männer wohl überrannt“, glaubt die frauenpolitische Sprecherin der CDU, Annedore Windler. Mit einem weiteren CDU-Ausschussmitglied und mit SPD-Kolleginnen im parlamentarischen Gleichstellungsausschuss hatte sie sich vorgenommen, auf die jeweiligen Fraktionen eintsuwirken – „damit nicht immer die Frauen flüchten müssen.“ Doch nun halten auch die CDU-Frauen den SPD-Vorstoß für „übereilt. Man muss das besser prüfen.“

Der innenpolitische Sprecher der CDU, Ralf Herderhorst, verrät, in welche Richtung diese „Prüfung“ läuft. „Wir brauchen einen qualifitsierten Platsverweis“, sagt er. Mit dem Anliegen der SPD stimme die CDU nur insofern überein, als auch sie wolle, „dass Opfer, insbesondere Frauen und Kinder, einen besseren Schutts bekommen“. Aber dafür müssten rechtliche Möglichkeiten verbessert werden – „das gehört nicht ins Politseigesetts“. Hinter Herderhorst und dem CDU-Fraktionsausschuss „Recht und Inneres“ formieren sich unterdessen bereits die Experten der Rechts- und Innenbehörden.

So äußerte Innenstaatsrat Wolfgang Göhler jüngst bei einer Presseveranstaltung, dass die Politsei erweiterten Wegweisungs-Anforderungen mit dem bisherigen Personal nicht gerecht werden könne. „Die Wegweisung, wie sie in Österreich erfolgt und wie die SPD sie will, erfordert besonders ausgebildetes Personal“, heißt es in der Behörde. Unter den gegebenen monetären Bedingungen sei dies nicht möglich. Unterdessen wies auch Rechts-Staatsrat Ulrich Mäurer darauf hin, welche Möglichkeiten der Ortsverweis biete.

„Das Justitsressort auf CDU-Linie“, sagen die einen. Der grüne Innenpolitiker Matthias Güldner kündigt derweil an: Einem Koalitionsdeal wie – die SPD kriege die Frauen ins Gesetts, die CDU den erweiterten Plattsverweis – werde man nicht absegnen. ede

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen