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PrösterchenSuperb: Wein unterm Hammer

■ Auktionshaus Christie's versteigert Spitzenweine aus Bremens Ratskeller

Bremen verjuxt sein Tafelsilber, 132. Folge: Nachdem über der Erde bereits alles verkauft ist, wühlen Hartmuts Häscher jetzt unter der Oberfläche nach Einnahmequellen. Die sprudeln im an Bodenschätzen eher armen Bremen nirgends so reichlich wie unter dem Rathaus. Warum also in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah im Regal liegt?

Kostbarkeiten aus den Beständen des altehrwürdigen Ratskellers werden im Februar versteigert. Mit ganzen drei Flaschen wird der Bremer Ratskeller bei der ersten exklusiven Auktion deutscher Weine des Londoner Auktionshauses Christie's vertreten sein. Den Finanzsenator wird es dennoch freuen, soll ihm doch allein eine Flasche des legendären 1727er Rüdesheimer Apostelweins mindestens eine vierstellige Summe ins Säckel bringen. „Wenn sich die Weinfreaks hochschaukeln“, sagt Ratskellermeister Karl-Josef Krötz nicht ohne Stolz, „kann daraus auch leicht eine fünfstellige werden“. Da wird Hartmut Perschau mit einem Lächeln die sechsstellige Summe verkraften, mit der er alljährlich den Ratsweinkeller subventionieren muss (taz berichtete).

Wie viele Flaschen dieser großen alten Weine die Hansestadt noch besitzt, will Kellermeister Krötz nicht verraten, um sich nicht selbst die Preise zu verderben. Aber es seien „so wenige, dass sie eigentlich unverkäuflich“ seien. Die Hansestadt verwende sie zu „Repräsentationszwecken“. Was aber, wenn nun der Finanzsenator auf den Geschmack kommt und auch noch die übrigen wohlgehüteten Flaschen aus der „Schatzkammer“ des Ratsweinkellers verhökern will? Was soll der Bürgermeister so hochkarätigen Staatsgästen wie dem gestern anwesenden stellvertretenden maltesischen Ministerpräsidenten kredenzen, wenn irgendwann der 1921er Schloss Böckelheimer Königsfels Riesling Trockenbeeren-Auslese bis auf die letzte Flasche unter den Hammer gekommen ist?

Bislang wurden einzelne Flaschen aus den letzten Beständen als „Weinorden“ an honorige Bürger verliehen. Wenn Sie sich also immer mal um Bremen verdient machen wollten, tun Sie es jetzt – letzte Chance auf ein Fläschchen 1937er Kreuznacher Brückes Riesling Trockenbeeren-Auslese. not

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