: Ohr für Gehörlose
■ GAL-Fraktion will mit Bürgerschafts-Antrag Situation Gehörloser verbessern
Wenn ein Gehörloser Pflege braucht, kann er dabei nicht auch noch auf Unterhaltung hoffen. Zumindest nicht, wenn die Pflegeversicherung für ihn zuständig ist. Denn die berücksichtigt nicht, dass Gebärden Extra-Zeit zu den pflegerischen Handgriffen kosten.
Wenn ein Gehörloser alleine lebt und ihm wird schlecht, hört die Nachbarin vielleicht den Sturz, aber der Gehörlose nicht ihr Klingeln. Wenn das nachts passiert, hat der Gehörlose ein noch größeres Problem. Denn in Hamburg gibt es keine Notrufzentrale, die mit einem Gebärdendolmetscher besetzt ist. Mit Faxgeräten können viele alte Menschen nicht umgehen, da machen Gehörlose keine Ausnahme. Bildtelefon aber kosten über 1000 Mark. Informationsgesellschaft? Nicht für Gehörlose.
Die GAL-Bürgerschaftsfraktion hat sich in einem Antrag der Situation der Gehörlosen in Hamburg angenommen. „Wir ersuchen den Senat zu prüfen, wie gehörlose Menschen mit Bildtelefonen versorgt werden könnten“, sagt Dorothee Freudenberg, Sprecherin der Fraktion für pflege-, behinderten- und seniorenpolitische Fragen.
Außerdem solle der Senat dafür sorgen, dass Gehörlose in Gebärdensprache über soziale Hilfen informiert werden. Sie denke an Informationsveranstaltungen mit Hilfe von Gebärdendolmetschern und an entsprechende Videos. Außerdem solle der Senat prüfen, wie ein Notrufsystem geschaffen werden kann, das auch die gehörlosen Menschen erreichen, die nicht schreiben können.
Die Bürgerschaft nahm den Antrag gestern an und überwies ihn in den Sozialausschuss. san
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