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■ Der Kanzler der Herzen
Das Protokoll der Rettung
14. November: Der Arbeiterkanzler erfährt, dass Lafontaine sein Buch „Das Herz schlägt links“ verfilmen will. Auch unser Arbeiterkanzler soll eine Rolle bekommen. Sie gefällt ihm nicht. Er sieht sich zu seinem Befremden nicht als Arbeiterkanzler dargestellt. Er ruft Heinrich Binder an, den Holzmann-Vorstandschef. „Könntest du ne kleine Pleite für mich hinkriegen?“ Binder: „Klar.“
15. November: Reuters meldet: „Existenzbedrohende Krise bei Baukonzern Holzmann“. Arbeiterkanzler ist zufrieden.
17. November: Der Arbeiterkanzler am Telefon: „Leg noch einen drauf, Binder!“
18. bis 20. November: Binder tut, was er kann.
21. November: Krisengespräch mit den Gläubigerbanken. Der Arbeiterkanzler telefoniert: „Binder! Bleib hart!“
22. November: Binder wird weich, will schon das Geld der Banken nehmen.
23. November: Der Arbeiterkanzler greift ein: „Binder, gib mir noch einen Tag.“ Öffentlich appelliert er: „Die Banken müssen ihre gesellschaftliche Verantwortung erkennen!“
24. November: Der Arbeiterkanzler lässt sich den Text der Internationale aus Saarbrücken zumailen, übt Singen im Flugzeug, telefoniert: „Binder! Jetzt! Greif zur Kohle!“
24. November/Abend: Endlich: der große Auftritt. Jubelarbeiter und Arbeiterkanzler jubeln: „Wir haben es geschafft!“ Lafontaine ruft an: „Das war meine Rolle, du Sau! Ich konnte den Text schon auswendig!“
5. März 2000: Premiere des Films „Kanzler der Herzen“.
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