: Metzmacher bleibt, Langevoort wird Intendant
■ Das neue Leitungsteam der Staatsoper ist beisammen, und die Kulturbehörde sagt bessere Ausstattung zu
Gestern unterzeichnete Louwrens Langevoort, zur Zeit Leiter des Tourneetheaters „Nationale Reisopera“ mit Sitz in Enschede, seinen Vertrag als neuer Intendant der Hamburgischen Staatsoper. Am Freitagabend hatte Genaralmusikdirektor Ingo Metzmacher den Weg frei gemacht für seinen Wunschkandidaten aus den Niederlanden, und zwar durch die Verlängerung seines eigenen Vertrages als künstlerischer Leiter der Staatsoper und des Philharmonischen Staatsor-chesters. Damit ist das Dammtorstraßen-Team bis zum 31. Juli 2005 komplett; Detlef Meierjohann bleibt kaufmännischer Direktor, Ballett-Chef ist weiterhin John Neumeier.
Spannend genug hatte es Metzmacher ja noch gemacht. Nachdem kürzlich Christian Thielemann, Generalmusikdirektor der Deutschen Oper in Berlin, aufgrund von Kompetenzbeschneidung das Handtuch geworfen hatte, begann in Hamburg das Zittern: Geht Metzmacher jetzt vielleicht in die Hauptstadt, um mit dem dortigen neuen Intendanten Udo Zimmermann zu arbeiten? Jedenfalls wird diese Option nicht von Nachteil gewesen sein bei den Verhandlungen mit der Kulturbehörde.
Mit dem Ergebnis können nun wohl alle zufrieden sein. Wichtigs-ter Punkt: Oper und Staatsorchester bekommen ein neues Betriebsgebäude mit einem Orchesterprobesaal, was schon lange geplant, aber noch nie spruchreif geworden war. Sofern die Bürgerschaft zustimmt, wird es ab dem Jahre 2001 für 60 Millionen Mark an der Ecke Büschstraße/Große Theaterstraße gebaut werden. Das bedeutet nicht nur eine wesentliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen, sondern auch eine nicht geringe Kostenersparnis. Der Staatsopern-Etat wird deswegen nach der Fertigstellung des Gebäudes 2003 um zwei Millionen Mark gesenkt.
Des Weiteren werden die Subventionen für die Philharmonie um „einen sechsstelligen Betrag“ aufgestockt, wie aus der Kulturbehörde verlautet, und das von Metzmacher fürs nächste Jahr anvisierte Musikfest mit Werken des 20. Jahrhunderts erhält eine Million Mark Unterstützung, wovon die Hälfte die Zeit-Stiftung trägt. Mit der gleichen finanziellen Ausstattung soll es bis zum Ende der Vetragszeit des 42-Jährigen fortgesetzt werden. Und auch das Gehalt Metzmachers ist erhöht worden – „seinem gestiegenen Marktwert entsprechend“, geheimnist Behördensprecher Ingo Mix.
Die Aufgabenverteilung an der Staatsoper sieht nun so aus: Metzmacher ist Generalmusikdirektor und künstlerischer Leiter, während der ebenfalls 42-jährige Langevoort als Intendant „nur“ für Spielplan, Besetzungen, Ensemble und Gastverpflichtungen verantwortlich ist, also weniger Kompetenz besitzt als sein Vorgänger Albin Hänseroth, der sich Ende Juli gen Köln davongemacht hatte. Gerangel steht trotzdem kaum zu befürchten: Metzmacher und Langevoort sind alte und gute Freunde und liegen inhaltlich auf einer Linie. Die erste Zusammenarbeit datiert 1988, als Langevoort – damals schon langjähriger künstlerischer Betriebsdirektor an der Brüsseler Oper unter dem jetzigen Salzburger-Festspiel-Chef Gerard Mortier – Metzmacher kurzfristig für Christoph von Dohnanyi anlässlich von Schrekers Der ferne Klang einspringen ließ.
Das neue Leitungsteam verspricht ein ambitioniertes Programm, in dem Zeitgenössisches gewiss nicht zu kurz kommen wird. Als Regisseure werden mit Sicherheit Peter Konwitschny und Willy Decker (weiterhin) eine tragende Rolle spielen. Klar dürfte auch sein, dass Ingo Metzmacher und Louwrens Langevoort die noch aus der Zeit Hänseroths stammenden Planungen nicht nur hier und da revidieren werden. Zu ihren konkreten Vorhaben wollen sich die beiden allerdings erst Anfang des neuen Jahres auf einer Pressekonferenz äußern. Ralf Poerschke
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