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Straßensperrung entzweit Nachbarn

■ Auseinandersetzung um die Schließung des Achterdiek eskaliert: im Konflikt um den schnellen Weg in die Stadt und die ruhige Wohnlage kommt es zu Bedrohungen unter Anwohnern

Im Oberneuland kehrt keine Ruhe ein. Nachdem die Entscheidung für den Bau des Büro-Parks gefallen ist, streiten rivalisierende Anwohnerinitiativen nun um die Verkehrsführung. Der Zankapfel ist der Achterdiek: Früher als Zubringer zur Franz-Schütte-Allee genutzt, wurde der ehemalige Wirtschaftsweg im Zuge der Bauarbeiten für den Büro-Park geschlossen. Und laut Bebauungsplan soll es dabei auch bleiben.

Dagegen läuft die „Bürgerinitiative für die Wiedereröffnung des Achterdiek“ nun Sturm. Mit Plakataktionen und öffentlichen Versammlungen hat sie sich nicht nur Freunde gemacht. Mitglied Thomas Kruse sagt, ihm sei sogar ano-nym die „Bestrafung“ seiner Angehörigen angedroht worden.

Kruse will dennoch weiter machen. Er sagt: „Seit der Schließung gibt es hier ständig Staus. Manchmal stehe ich in der Marcusallee 40 Minuten.“ Der Achterdiek-Anwohner fühlt sich „wie auf einer Insel“, die er nicht verlassen kann.

Einigkeit herrscht über die Ursache für das erhöhte Verkehrsaufkommen an der Grenze zwischen Horn-Lehe und Oberneuland: Auf dem Heerstraßen-Zug fließt der Verkehr langsamer, seit sie durch den Ausbau der Straßenbahn nur eine Fahrbahn pro Richtung hat. Um hier Staus zu entgehen, nehmen viele Autofahrer den „Schleichweg“ über den Achterdiek. Bis zum Baubeginn am Büro-Park im Juni kamen sie über die Franz-Schütte-Allee schnell ins Zentrum oder auf die Autobahn. Seit der Achterdiek-Schließung müssen sich die Ausweicher über die Marcusallee wieder in den oft stockenden Verkehr auf der Schwachhauser Heerstraße einfädeln. Das führte natürlich zunächst zu Rückstaus, wie auch Reinhard Pridat von der Bürgerinitiative „Achterdiek wieder lebenswert“ zugibt. Allerdings habe sich die Lage wieder weitgehend entspannt. Viele Autofahrer würden den „Schleichweg“ seit der Schließung des Achterdiek meiden.

Eine erneute Öffnung, so Pridat, würde dagegen den Durchgangsver-kehr geradezu einladen. Dann wäre es aus mit der Ruhe im Wohngebiet. Da nimmt er lieber Verzögerungen auf dem Weg in die Stadt in Kauf. Eine Öffnung des Achterdiek ist für die Initiative nur im Rahmen eines Umgehungskonzepts für den ganzen Ortsteil akzeptabel. Ein solches Konzept ist allerdings derzeit überhaupt nicht in Sicht. „Wer dafür eine Lösung fände, hätte das Bundesverdienst-kreuz verdient“, meint Pridat.

Auch im Ortsamt Horn-Lehe ist bisher nur klar, dass der Durchgangsverkehr aus Schorf und Achterdiek herausgehalten werden soll. „Das muss keine totale Sperrung des Achterdiek bedeuten, falls es eine andere praktikable Lösung gibt“, sagt der stellvertretende Amtsleiter Wolfgang Schwier. Das Ortsamt Oberneuland wird seine Position erst nach der öffentlichen Beiratssitzung am zweiten Dezember festlegen.

In der Baubehörde wird derzeit überprüft, ob eine beschränkte Öffnung des Achterdiek verkehrstechnisch sinnvoll ist. Die Ergebnisse einer Verkehrszählung werden allerdings bislang noch unter Verschluss gehalten. Zu klären bleibt auch die rechtliche Seite: Eine Öffnung könnte die Änderung des Bebauungplanes durch Bürgerschaftsbeschluss erfordern. not

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