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Mannesmann lehnt Angebot endgültig ab

■ bernahmeversuch durch die britische Vodafone: Der Aufsichtsrat des deutschen Konzerns findet den Preis zu niedrig. Nun werben beide Unternehmen um die Aktionäre

Berlin/Düsseldorf (taz/AFP) Der britische Mobilfunkriese Vodafone kann Mannesmann endgültig nur gegen das Management übernehmen. Der Aufsichtsrat des Düsseldorfer Konzerns segnete am Sonntagabend die ablehnenden Haltung des Mannesmann-Vorstands ab. Das Angebot sei „nicht im Interesse der Aktionäre, der Beschäftigten und des gesamten Unternehmens“, sagte Aufsichtsratsvorsitzender Joachim Funk, früher selbst der Boss von Mannesmann.

Vodafone-AirTouch ist der größte Mobilfunkkonzern der Welt. Er bietet eigene Aktien im Wert von derzeit 250 Milliarden Mark für Mannesmann – will jedoch nur dessen Mobilfunksparte (D2 sowie Beteiligungen in Italien und anderen Ländern) behalten. Die Festnetzsparte (Arcor, Otelo) sowie Stahlbau, Autozulieferer und Anlagenbau sollen so schnell wie möglich abgestoßen werden. Die Zerschlagung des traditionsreichen Mannesmann-Konzerns droht jedoch in jedem Fall: Auch der Mannesmann-Vorstandschef Klaus Esser will den Stahl loswerden und die restlichen Nicht-Telefonsparten an die Börse bringen.

Vodafone-AirTouch zeigte sich am Montag „enttäuscht“ über die Zurückweisung seines aufgestockten Übernahmeangebots für Mannesmann. Das Aktientausch-Angebot sei „großzügig“, hieß es in einer in London verbreiteten Firmenmitteilung. Die Offerte werde aufrecht erhalten. Die Mannesmann-Aktionäre würden nun „so bald wie möglich“ kontaktiert. Vodafone bietet den Mannesmann-Anteilseignern 53,7 eigene Aktien je Mannesmann-Aktie.

Auch Mannesmann umwirbt seine Aktionäre inzwischen. Mannesmann-Chef Klaus Esser und zwei andere Teams von Vorständlern reisen diese Woche um die Welt, um vor Bankanalysten, Investmentfonds-Gesellschaften und Journalisten die Abwehrstrategien, die jüngsten Geschäftserwartungen und die Vorzüge einer Eigenständigkeit seines Konzerns zu erläutern.

Mannesmann posaunte in den letzten Tagen auch seine rosigen Gewinnerwartungen für das kommende Jahr hinaus: 3,8 Milliarden Euro sind prognostiziert. Der Profit der Telekommunikationssparte soll in den nächsten drei Jahren um je 30 Prozent wachsen. Ein neues Geschäftsfeld Telecommerce soll innerhalb von zwei Jahren auf einen jährlichen Umsatz von einer Milliarde Mark kommen.

Am Dienstag und Mittwoch waren Gespräche mit Investoren in London und Deutschland vorgesehen. Am Donnerstag und Freitag wollte Esser in die USA reisen. Laut einem Mannesmann-Sprecher haben Aktionäre mit 35 Prozent der Anteile hinter den Vorstand gestellt.

Offiziell läuft das Vodafone-Tauschangebot noch nicht. Vodafone hat es bislang nur angekündigt. Gestartet werden dürfte es Mitte Dezember; das Angebot müsste dann nach dem deutschen Aktienrecht mindestens 28 Tage laufen. Verlängerungen bis auf eine Gesamtlaufzeit von 60 Tagen sind möglich, wenn die Umtauschquote dem kaufwilligen Unternehmen als zu niedrig erscheint. Die Entscheidung über Erfolg oder Misserfolg des feindlichen Übernahmevorhabens liegt einzig in der Hand der Mannesmann-Aktionäre. Maria Kleinschroth

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