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Die unheimliche Macht der Bilder

■ Die Konferenz „profile intermedia“ war 1998 ein Riesenerfolg. Deshalb gibt es jetzt eine zweite Auflage. Referenten wie Wim Wenders und Paul Sammon („Blade Runner“) locken am Wochenende über 1.300 Gäste

Sie sind ziemlich jung und wohl deshalb ziemlich mutig. Als Sven Voelker und Thomas Weiling, zwei Studenten an der Bremer Hochschule für Künste (HfK), im letzten Jahr einige Gleichgesinnte um sich scharten und die Konferenz „profile intermedia“ erfanden, mussten sie sich noch ungläubige bis skeptische Bemerkungen anhören: „Was? Noch ein Design-Kongress?“, lautete eine häufig gestellte Frage. Doch Voelker, Weiling und Co. haben die „Mutprobe“ mit einem auch für sie überraschenden Erfolg bestanden. 1.100 Gäste aus elf Ländern wollten im letzten Jahr wissen, was ReferentInnen wie der Regisseur Peter Greenaway oder John Warwicker von der Londoner Werbe-Kunst-Agentur „tomato“ zum Crossover von Design, bildender Kunst, Film und Musik zu sagen haben. Eine zweite Auflage von „profile intermedia“ war deshalb eine logische Konsequenz. Und es ist schon jetzt absehbar, dass die am kommenden Wochenende wieder in der Messehalle auf der Bürgerweide stattfindende Konferenz abermals eine ideen-sprühende Veranstaltung wird.

Voelker und Weiling haben den Stab inzwischen weitergegeben. Ihre NachfolgerInnen heißen Anne-Kristin Beutel, Mirko Eckstein, Siena Jakobi, Florian Kette oder Torsten Rehberg und kommen aus dem „Intermedia“-Projekt des Professors an der Bremer HfK, Peter Rea. Der Begriff „multimedia“ ist da schon längst wieder out. Die StudentInnen aus dem Projekt suchen nach inhaltlichen und gestalterisch-ästhetischen Schnittmengen von neuen und alten Medien. „Wir haben mit diesem Thema wohl einen Nerv getroffen“, sagte Hochschulsprecher Ralf Schneider schon im letzten Jahr. Daran hat sich offenbar 1999 nichts geändert. Mit 1.350 TeilnehmerInnen ist die Konferenz mit dem Schwerpunktthema „the power of the image and the digital future“ (konkreter: die Bedeutung des Bildes im Zusammenwirken mit anderen Künsten) ausverkauft. Bei freiem Eintritt und ohne Beschränkung zugänglich ist allerdings ein Ausstellungsbereich im Foyer der Messehalle IV. Da zeigen KünstlerInnen und DesignerInnen aus Bremen, London, Leipzig und anderen Städten Filme, Fotos und Performances. Diese Ausstellung ist während der Konferenz vom 3. (ab vormittags) bis zum 5. Dezember (am frühen Abend) zu besichtigen.

Die prominentesten Gäste der „profile intermedia“ kommen diesmal aus dem Bereich Film. Wim Wenders wird am Sonntag von der digitalisierten Zukunft schwärmen. Der Regisseur glaubt, dass durch die Digitalisierung die Vorteile großer Studios aufgehoben werden. Der Erfolg eines – zwar auf Video gedrehten – Films wie „Blair Witch Project“ scheint ihm Recht zu geben. Der US-amerikanische Autor Paul Sammon, der zusammen mit Ridley Scott den Film „Blade Runner“ geschaffen hat, wird am Freitag und Samstag die Arbeit an diesem Science-Fiction-Klassiker erläutern. Dafür weicht „profile intermedia“ zu einem Film-Special in die Schauburg aus: Am Freitag, 3. Dezember, um 20 Uhr spricht Sammon über den Film. Anschließend läuft der „Blade Runner“ im legendären „director's cut“.

Zu Sammon und Wenders gesellen sich ReferentInnen wie der Choreograph William Forsythe, der seine Tanz-CD-Rom „Improvisation Technologies“ vorstellen wird. Die Biographin Donna DeSalvo stellt das Werk der Fotografin und Videokünstlerin Gillian Wearing vor. Und der schon 1998 von „profile intermedia“ begeisterte John Warwicker von „tomato“ reist erneut aus London nach Bremen an. ck

„profile intermedia“ vom 3. bis 5. Dezember in der Messehalle IV auf der Bürgerweide. Konferenz bereits ausverkauft. Bei freiem Eintritt zugänglich ist aber eine Ausstellung mit Kunst, Design und Performances. Sonderveranstaltung „Blade Runner“: 3. Dezember, 20 Uhr, Schauburg

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