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Kein neuer Boss

■ BAGS sucht keinen Drogenbeauftragten mehr, sondern nur Behördenangestellten

Als Dr. Horst Bossong vor zehn Jahren ins Amt geholt wurde, war die Stellenanzeige mit „Drogenbeauftragter des Senats“ überschrieben. Nun sucht die Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS) lediglich nach einem Referatsleiter. Bossong ist vor zwei Monaten als Professor an die Universität Essen gewechselt.

Laut dem gestern in der Zeit veröffentlichten Ausschreibungstext soll seinE NachfolgerIn nur „zugleich Beauftragte/r für den Bereich Drogen und Sucht“ sein – und zwar „auf fachbehördlicher Ebene“. Bossong hatte noch der behördenübergreifenden „Senatskommission Drogen und Sucht“ zuzuarbeiten.

Bedeutung sollen diese Feinheiten keine haben, beteuert BAGS-Sprecherin Petra Bäurle. Schließlich sei Bossong nie formell zum Senatsbeauftragten gekürt worden, sondern stets weisungsabhängig geblieben. Da er kein echter Beauftragter gewesen sei, wolle man diesen Namen nun schützen und „Fehler der Vergangenheit korrigieren“.

In der Tat scheint Sozialsenatorin Karin Roth (SPD) die Linie der Vergangenheit nicht beibehalten zu wollen. Bossong galt nicht als Verwaltungsangestellter, sondern hatte über die Stadtgrenzen hinaus die Hamburger Drogen- und Suchtpolitik repräsentiert. Neuerungen wie Methadonprogramm oder Fixerstuben werden bundesweit mit seinem Namen in Verbindung gebracht.

Politisch zu handeln, war ihm gerade dadurch möglich, dass seine Kompetenzen größer waren als die regulärer Referatsleiter. Bossong konnte Hierarchiestufen überspringen und direkt beim Senat oder Bürgermeister vorstellig werden. Der oder die neue Drogenbeauftragte wird zunächst noch die Abteilungsleitung, Amtsleitung, den Staatsrat und dann Senatorin Roth von Plänen überzeugen müssen.

Elke Spanner

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