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Die Banken lachen sich doch tot“

Der Holzmann-Betriebsrat ist verärgert, weil die IG BAU den 16-prozentigen Lohnverzicht der Beschäftigten nicht mittragen kann  ■   Aus Frankfurt Klaus Peter Klingelschmitt

Neue Schwierigkeiten bei der Sanierung des verschuldeten Baukonzerns Philipp Holzmann AG: Nach der Konkurrenz moniert jetzt auch die Gewerkschaft den „freiwilligen Beitrag“ der Arbeitnehmer zur Sanierung des Unternehmens.

Die Belegschaft wollte bis Ende Juni 2001 auf sechs Prozent Lohn verzichten und vier Stunden in der Woche unbezahlt mehr arbeiten. Die Bauunternehmen befürchten Preisdumping, weil Holzmann seine Bauleistungen bei niedrigeren Lohnkosten billiger als alle anderen anbieten könnte. Die IG BAU ist dagegen, den Flächentarifvertrag, der in Deutschland für die Tarifpartner verbindlich ist, mit einem Haustarifvertrag zu unterlaufen (siehe taz vom 1. 12.).

Der Tarifexperte der Gewerkschaft, Ernst-Ludwig Laux, der auch als Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der Holzmann AG sitzt, sagte gestern in Frankfurt: „Es wird bei Holzmann keinen Haustarifvertrag geben, der anders – und schlechter – aussieht als der Flächentarifvertrag.“ Sowohl der Arbeitszeit- als auch der Lohntarifvertrag enthalten Klauseln, die abweichende Vereinbarungen mit einzelnen Arbeitgebern verbieten. Die IG BAU sei aber „gesprächsbereit“. Schließlich gehe es nicht unbedingt um Lohnverzicht und längere Wochenarbeitszeit, sondern um den Gesamtbetrag von 245 Millionen, der von den Beschäftigten aufgebracht werden soll. Einen Vorschlag wollte er allerdings nicht machen: „Wenn ich jetzt vor der Presse eine Alternative nenne, ist die doch gleich wieder verbrannt.“

Betriebsratschef Mahneke war sauer: „Die IG BAU soll sich zurückhalten.“ Wenn es keinen Kläger gegen den angestrebten Haustarifvertrag gebe, gebe es schließlich auch keinen Richter. Vermutlich werde ein Klage kaum vor Juni 2001 entschieden sein. Und bis dahin habe sich „die Sache sowieso erledigt“. Seine Sorge: „Die Banken würden sich doch totlachen, wenn die Sanierung von Holzmann ausgerechnet an der Gewerkschaft scheitert.“

Laux, der mit seinem Aufsichtsratskollegen Helmut Hickler alle Vorwürfe gegen die acht Arbeitnehmervertreter in dem Gremium zurückwies, forderte auch gesetzgeberische Konsequenzen. Man müsse einen Mindestkatalog von zustimmungspflichtigen Rechtsgeschäften aufstellen, damit die Aufsichtsräte von Firmen ihrer Kontrollpflicht besser nachkommen könnten. Die Arbeitnehmervertreter hätten „nicht gepennt“, ihre seit Jahren erhobenen Forderungen nach mehr Transparenz und Kontrollmöglichkeiten seien von den Vertretern der Anteilseigner aber immer wieder ignoriert worden.

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