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Skater kucken in die Röhre

■ Raues Wetter für alle Freiluft-Rollensportler / Skatebahn nicht offiziell eröffnet / Grund: Sturmwarnung an der Weser / Adventsskaten durch das Blockland in Gefahr

„Das haben sich die Jugendlichen selbst aufgebaut“, singen Tocotronic in ihrem Hit „Let there be rock“. Man könnte glauben, dass sie damit den Sportgarten in der Pauliner Marsch gemeint haben. Der ist nämlich nur durch die Initiative von Jugendlichen zustande gekommen, die mit einer Flut von Fundraising-Aktionen die Grundlage für die Finanzierung des ambitiösen Projekts gelegt haben (taz berichtete).

Gestern sollte nun das Tüpfelchen auf das i gesetzt werden – mit der Einweihung der „Minirampenlandschaft“. Nach Auskunft der Sportgarten-Crew handelt es sich dabei um eine in Europa „nahezu einzigartige Skateanlage“, die die Jugendlichen gemeinsam mit professionellen Rampenbauern fertiggestellt haben.

Doch Petrus machte den Nachwuchsartisten einen dicken Strich durch die Rechnung, die Einweihung fiel buchstäblich ins Wasser. „Wir sind gegen alles gewappnet“, erklärte das Sportgarten-Team selbstbewusst, „nur nicht gegen die sich anbahnende Sturmflut in Bremen.“ Die Extremsportler, die sich frei durch die Luft fliegend am wohlsten fühlen, sind offensichtlich wasserscheu.

Nur der zehnjährige Benjamin trotzte Regen und Sturm. Der Nachwuchs-Skater, erst seit drei Monaten dabei, sauste mit seinem Board unentwegt die Bahn hinunter und wieder herauf.

„Ist eine der besten Bahnen in Norddeutschland“, sagt der Junge aus dem Steintor, den sein Hobby auch schon nach Hamburg und Hannover verschlug. „Eine richtige Halfpipe gibt's hier noch nicht. Die muss vier Meter hoch sein. Kommt aber noch“, doziert der kleine Experte weiter. Im Winter, weiß er, wird der überdachte Teil seitlich mit Zeltbahnen geschlossen, damit die Anlage benutzbar ist. Vielleicht kommen dann auch all die anderen Skateboarder, Inline-Skater und BMX-Rad-Fahrer. „Das besondere an unserer Bahn ist, dass sie sozusagen Szene-übergreifend angelegt ist, also Aktive aller drei Sportarten anzieht“, sagt Anette Wahl vom Verein Sportgarten.

Den Helmwart und Frittenbräter Moteza würde es freuen, wenn er sich nicht mehr allein an seiner Fritteuse wärmen müsste. Die Fritten werden schließlich auch nicht besser, wenn sie niemand isst.

Am nächsten Freitag um 14.30 wollen die Sportgärtler einen neuen Anlauf nehmen. In der Hoffnung auf gnädigeres Wetter soll dann wirklich eingeweiht werden. Die jugendlichen Enthusiasten müssen nicht so lange warten. Wie der unverdrossene Benjamin können sie auch vorher schon an den „spektakulären Tricks und Runs“ üben, die für die Eröffnungsveranstaltung versprochen sind.

Die Freunde des Inline-Skating könnten schon an diesem Wochenende auf ihre Kosten kommen: Die Skate-Schule „Happy Skater“ lädt morgen zum Adventsskaten ein. Um 14 Uhr soll es bei Lebkuchen und Glühwein vom Gasthaus Kuhsiel aus losgehen, wo vorher ein Inline- und Skiflohmarkt stattfindet. Sollte sich am Wetter allerdings weiterhin nichts, aber auch gar nichts ändern, könnte das ein anstrengendes Vergnügen werden. Und sollten die Teilnehmer dem Wetter mit Glühweineinsatz begegnen, besteht gar die Gefahr von Massenkarambolagen. Vielleicht hat es doch seinen Grund, dass Skaten als Sommersport gilt... not

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