Dekorativ und leicht skurril

Kunsthandwerk aus aller Welt – vom Königs-Hocker aus Afrika bis zur chinesischen Snuff-Bottle: das etwas andere Geschenk  ■ Von Dagny Eggert

Von dem vergoldeten Hausaltar mit eingepasstem Spiegel aus Burma würde sich Alon Abel nur ungern trennen. Alles andere, was er in seinem Geschäft XtRA-Art aus fernen Ländern zusammengetragen hat – ob eine Lampe aus Schafshaut mit marokkanischem Hennamuster oder der Wand-Kerzenleuchter im Kobra-Design – ist problemlos verkäuflich. Den Laden in den Colonnaden 96 eröffnete Abel mit den Möbeln seiner Mutter: „Als Weltreisende hat sie immer Sachen von überallher mitgebracht.“ Irgendwann „wollte sie sich schlicht einrichten, und ich habe die Stücke dann verkauft.“ Jetzt reist er selbst und hat, wie er erzählt, 80 Prozent seiner Waren selbst erhandelt.

Während Abel seinen Schwerpunkt auf Asien legt, ist Christine Andersen vom Vergleich verschiedener Kulturen fasziniert. Die ehemalige Kunststudentin verkauft deswegen Waren aus Asien, Afrika und Lateinamerika. Angeregt wurde sie durch ihre Sammelleidenschaft für alte Stoffe – egal ob gewebt, gestickt oder gebatikt. Daneben gibt es bei Taguwa im Grindelberg 86 bunte Metallanhänger aus Mexico. Oder Figuren, die die Mexikaner zum Andenken an die Toten zu Allerheiligen aufstellen: kleine, frabenfrohe Skelette, bügelnd zu Hause, als Musiker oder feiernd in einer Bar.

Sein Interesse an asiatischem Kunsthandwerk und sein Faible für Flohmärkte ließen den promovierten Japanologen Karl Hennig zum Geschäftsmann werden. Die Götterskulpturen, Keramiken oder Japanischen Druckgrafiken der Zen-Galerie in der Wexstrasse 35 sind besonders für Sammler interessant. Und oft nichts für kleine Geldbeutel: Für Hennings Snuff-Bottles zum Beispiel, chinesische Schnupftabakbehälter aus Glas, Porzellan oder Stein, müssen schon mindestens 400 Mark hingelegt werden.

„Idealismus gehört schon dazu“, sagt Kwabena Denteh, der „afrikanisches Handwerk“ verkauft. „Ich habe jahrelang als Außenhandelskaufmann gearbeitet und möchte Afrika als Handelspartner unterstützen“, erzählt Denteh, der aus Ghana kommt und seit 20 Jahren in Deutschland lebt. Bei Ashanti in der Grindelallee 180 gibt es kenianische Kerzenleuchter aus Zebuknochen in Frauengestalt oder bunte Schilder mit aufgemalten Köpfen. Die, erklärt Denteh, werden durch die Städte in Ghana getragen – die unterschiedlichen Frisuren werben für das nächste Friseurgeschäft. Doch – nomen est omen – spezialisiert ist der Laden auf die Hocker der Ashanti-Könige. Diese Möbel sind aus einem Stück Holz geschnitzt und kein anderer als der Herrscher durfte darauf sitzen, da sie als Sitz der Seele galten.

„Einen solchen Hocker“, erzählt Kwabena Denteh, „kann man nicht einfach von jemandem kaufen, man bekommt ihn als Auszeichnung oder im Tausch für etwas anderes.“ Natürlich gibt es auch Nachbildungen. Ein Original jedoch – das ist fürwahr ein königliches Geschenk.