: Mayer meiert Meyer ab
■ Nach dreieinhalb Jahren Amtszeit muss der renommierte Jurist Hans Meyer als Präsident der Humboldt-Uni abtreten. An der Spitze der Fronde steht die ehemalige hessische Wissenschaftsministerin Evelies Mayer
Der renommiertesten Berliner Hochschule kommt der Kopf abhanden. Das von der früheren hessischen Wissenschaftsministerin Evelies Mayer geleitete Kuratorium der Humboldt-Universität (HU) will den Juristen Hans Meyer, der die Hochschule seit dreieinhalb Jahren erfolgreich führt, gar nicht erst für die Wiederwahl aufstellen. Wenn das Gremium seine Entscheidung nicht widerruft, gilt ein kurzfristiger Rücktritt des Präsidenten als wahrscheinlich.
Als Argument gegen Meyer führt das Kuratorium dessen Alter ins Feld. Obwohl die offizielle Amtszeit des Präsidenten nach der neuen HU-Satzung fünf Jahre beträgt, will das Gremium dem 66-Jährigen nur noch drei Jahre zugestehen. Die Vorsitzende Mayer bekundete gestern zwar ihre „enorme Wertschätzung“ für die Arbeit des Uni-Chefs, doch müsse man die weitere Entwicklung der Hochschule auch „unabhängig von Personen“ sehen.
Angesichts dieser diffusen Argumentation wird in den universitären Gremien spekuliert, ob Mayer möglicherweise selbst die Meyer-Nachfolge antreten will. Sie war bereits 1996 als Präsidentin der Hochschule im Gespräch gewesen. Möglicherweise haben die Mitglieder des Kuratoriums, die jede Auskunft über die Bewerbungslage verweigern, aber auch andere Kandidaten im Auge. Die Besetzung des Postens, den nach der Wende der Theologe Heinrich Fink und die AL-Politikerin Marlies Dürkop innehatten, erfreute sich schon immer großen öffentlichen Interesses. Ironischerweise hatte Meyer das mit externen Experten besetzte Gremium, das ihn jetzt absägt, selbst eingeführt. Der Präsident bekräftigte gestern gegenüber der taz, dass er als „Präsident auf Abruf“ nicht zur Verfügung stehe. In drei Jahren sei die von ihm begonnen Hochschulreform „nur formal, aber nicht in den Köpfen“ abzuschließen. Zudem führt Meyer „persönliche Gründe“ ins Feld: Wenn er nicht für volle fünf Jahre an der HU-Spitze bleiben könne, werde er in seine Heimatstadt Frankfurt am Main zurückkehren.
Professoren und Mitarbeiter zeigten sich überwiegend bestürzt über Meyers erzwungenen Abgang. Eine Professorengruppe um den Theologen Richard Schröder bezeichnete die Entscheidung des Konzils als „ein Unglück für die Universität und ein Affront gegenüber dem Präsidenten“. Vertreter der Beschäftigten zeigten sich „überrascht und erschüttert“. Eine studentische Vollversammlung begrüßte dagegen den Beschluss. Weil er Studiengebühren befürworte und die studentische Mitbestimmung beschneide, habe Meyer unter den Studierenden „keinen Rückhalt“. Ralph Bollmann
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