: Der Alte darf nur noch drei Jahre präsidieren
Kuratorium der Humboldt-Universität bekräftigt seinen Entschluss: Der bisherige Präsidenten Meyer darf aus Altersgründen nicht erneut für fünf Jahre kandidieren
Das Kuratorium der Humboldt-Universität bleibt hart: Einen Präsidenten, der mehr als 70 Lebensjahre zählt, will es nicht an der Spitze der Hochschule sehen. Nach langen Beratungen hat das von der früheren hessischen Kultusministerin Evelies Mayer geleitete Gremium gestern einen entsprechenden Beschluss vom vergangenen Donnerstag bekräftigt, der an der Universität heftige Proteste, aber auch Zustimmung hervorgerufen hatte.
Demnach will das Kuratorium den Uni-Chef Hans Meyer, dessen Amtszeit im September nächsten Jahres ausläuft, nur noch für weitere drei Jahre zur Wiederwahl vorschlagen – obwohl die reguläre Amtsperiode fünf Jahre beträgt. Meyer hat bislang aber stets betont, „aus persönlichen Gründen“ nur für ein volles Jahrfünft zur Verfügung zu stehen: Nur dann lohne es sich für ihn, seine Bindungen an das heimatliche Frankfurt endgültig zu kappen.
Bis Mitte Januar will das Kuratorium nun Gespräche mit dem Präsidenten führen und ihn bitten, „seine persönlichen Gründe zum Wohle der Humboldt-Universität zurückzustellen“. Bleibe Meyer bei seiner Haltung, werde am 14. Januar „eine Entscheidung über eine erneute Ausschreibung getroffen“. Dem Gremium gehören unter anderem der debis-Manager Norbert Bensel, der Direktor des Jüdischen Museums, Michael Blumenthal, und der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Klaus-Dieter Lehmann, an.
Der 66-jährige Jurist Meyer war im Sommer 1996 an die Spitze der renommiertesten Berliner Hochschule gewählt worden, deren Belange er seither so eloquent wie selbstbewusst vertritt. Den kalkulierten Konflikt mit der Politik hat er dabei, wie schon zuvor als Staatsrechtler, nie gescheut. Derzeit leitet Meyer eine Expertenkommission zur „Reform des Hochschuldienstrechts“, die Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) eingesetzt hat.
In den letzten Tagen mehrten sich an der Hochschule aber die kritischen Stimmen. Die Studentenvertreter empfinden es als „unverständlich“, dass ausgerechnet Meyer, der bei Assistenzprofessuren ein Höchstalter von 32 Jahren befürworte, bis zum Alter von 72 Jahren im Amt bleiben wolle. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter kritisierten, dass Meyers Führungsstil „vor allem von technokratischen Gesichtspunkten geprägt“ sei. Ralph Bollmann
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