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Zentrale für besondere Zustände

■ Das neue Jahr kann getrost kommen, denn Polizei und Feuerwehr sind vorbereitet. Lagezentrum rund um die Uhr besetzt. Polizei ist auf Aktionen linker Gruppen eingestellt

Für 8.500 Polizisten und 1.087 Feuerwehrleute beginnt das neue Jahr mit Selters statt Sekt. Die Behörden seien auf alle Eventualitäten vorbereitet, erklärte gestern Innenstaatssekretär Kuno Böse (CDU). Bei der Senatsverwaltung für Inneres ist die Lagezentrale rund um die Uhr besetzt. Die dortigen Beamten sollen schnell reagieren, wenn „besondere Zustände“ eintreten, so Böse.

Wolfgang Petersen vom Gewerbeaußendienst der Polizei wies gestern darauf hin, dass nur legale Feuerwerkskörper verwendet werden dürfen: „Schwarzmarktprodukte können zu schweren körperlichen Schäden führen und sind daher als extrem gefährlich einzustufen.“ Feuerwehrleute demonstrierten dies bei einem Probefeuerwerk nach der Pressekonferenz recht anschaulich: Im Gegensatz zu legalen Leuchtraketen, die eher leise und mit Lichteffekt begeistern sollen, waren die auf dem Schwarzmarkt gekauften Böller ohrenbetäubend laut und demolierten die als Abschussanlage benutzte Getränkekiste.

In den Krankenhäusern laufen die Vorbereitungen auf die Nacht der Nächte auf Hochtouren. Für den Fall, dass die Computersysteme zusammenbrechen, stehen in allen Kliniken Notstromaggregate bereit.

Schutzmaßnahmen gibt es auch auf der fünf Kilometer langen „Erlebnismeile“, die sich vom S-Bahnhof Tiergarten über den Pariser Platz bis hin zum Roten Rathaus erstreckt: Der Pariser Platz wird gesperrt, sobald mehr als 25.000 Partywütige eingetroffen sind. Wer dort feiern möchte, darf keine Feuerwerkskörper mitbringen. Sie werden von den Sicherheitsbeamten eingezogen. Feuerwerk darf nur auf eigens eingerichteten „Abbrennplätzen“ gezündet werden. Sie befinden sich an der Siegessäule, westlich und östlich des Pariser Platzes und am Roten Rathaus.

Die Sicherheitskräfte bereiten sich aber auch auf eventuelle Störungen durch linke Gruppen vor. Wie Staatssekretär Böse mitteilte, gebe es zwar „keine konkreten Hinweise“ auf Aktionen, die Polizei sei aber dennoch gewappnet. Mit einem „Raumschutzkonzept“ will sie in den „möglicherweise betroffenen Kiezen verstärkt präsent“ sein. Im Ernstfall könnten schnell Polizeikräfte zusammengezogen werden.

Die Präsenz auf der Straße hat noch einen weiteren Grund: Falls das Telefonnetz zusammenbricht, kann sich die Bevölkerung im Notfall an die mit Funkgeräten ausgestatteten Beamten auf der Straße wenden. Weronika

Weronika lebt seit sieben Wochen in „Zwischenland“. Sie wird heute 15 Jahre alt.

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