Das Portrait: Dinosaurierdes Jahres
Erwin Teufel
Der Teufel ist es geworden. Weil der Ministerpräsident von Baden-Württemberg „dem Natur- und Umweltschutz persönlich geschadet“ habe, bekam Erwin Teufel (CDU) vom Naturschutzbund (Nabu) gestern in Berlin „Deutschlands peinlichsten Umweltpreis, den Dinosaurier des Jahres“ verliehen. Die 2,6 Kilo schwere Zinnechse gehöre Teufel, weil der „selbst einfachste Schritte für den Naturschutz verweigere“, so Nabu-Vizepräsident Michael Succow. Der Flächenstaat Baden-Württemberg hat keinen einzigen Nationalpark, ein Gutachten für die Einrichtung eines solchen im Nordschwarzwald blockte Teufel ab.
Als Beispiel für Teufels Fehlverhalten führten die Naturschützer außerdem die in der Koalitionsvereinbarung von 1996 aufgeführte „Umweltpartnerschaft Baden-Württemberg“ auf. Das sei eine „industriedominierte Deregulierungsinstanz für den Umweltschutz“ gewesen, aus der die Umweltverbände wegen Perspektivlosigkeit ausgestiegen seien. Zu den falschen Entscheidungen zählt der Nabu auch den Verkauf der landeseigenen Anteile der Energie BadenWürttemberg (EnBW) an Frankreich, womit nun Atomstrom nach Deutschland kommen könne.
Teufels Vorliebe für Naturparks als Schutzkategorie akzeptieren die Naturschützer nicht, da in Naturparks lediglich der Landschaftsschutz Vorrang hat. Andererseits rede Teufel gerne von einer „ökologischen Union Europa“ .Die zuständigen Umweltbehörden könnten nur bedingt für die Situation verantwortlich gemacht werden.
Auf besonderen Protest stieß Teufels Landesmessegesetz, mit dem die Pläne für den Bau der Fildermesse gegen den Willen von Bauern, Gemeinde und Naturschützern durchgesetzt wurden. Teufel habe „im Hauruckverfahren ein Enteignungsgesetz geschaffen, um für die neue Landesmesse die fruchtbarsten Böden des ganzen Landes unter Asphalt begraben zu können“, monierte Ende vergangenen Jahres der Landesvorsitzende des Nabu, Stefan Rösler. Der Nabu verleiht den „Dinosaurier des Jahres“ seit 1993 an Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, die aus Sicht des Verbandes veraltete Vorstellungen von Umweltschutz haben. Vor Teufel hatten schon Unternehmerpräsident Hans-Olaf Henkel, die ehemalige Bundesminister Günter Rexrodt und Theo Waigel den Preis erhalten.Maike Rademaker
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