„Schwimmen ist auch Politik“

■ Bremer Bäder erhöhen Eintrittspreise / Protest gegen die Kürzungen der Subventionen/ Schließung einzelner Bäder und Reduzierung der Öffnungzeiten werden nicht ausgeschlossen

(taz/ pipe) So ganz will Wolfgang Heise die Zuschuss-Kürzungen für die Bremer Bäder noch nicht glauben: „Bei der Verabschiedung der Haushaltseckwerte haben die nicht gewusst, was dann auf die Bremer Bäder zukommt“, meint der Geschäftsführer der Bremer Bäder-Gesellschaft. Als erste Reaktion sind zum ersten Januar die Eintrittspreise erhöht worden. Bleibt es aber bei den geplanten Kürzungen von 1,2 Millionen Mark im nächsten Jahr und 1,4 Millionen Mark im übernächsten Jahr, drohen Schließungen einzelner Bäder und Kürzung der Öffnungszeiten.

Seit Monaten jongliert Heise mit Konzepten und Modellen, um die Finanzen klar zu kriegen. „Dass so was auf uns zukommt, haben wir vermutet.“ Mit den neuen Eintrittspreisen liegt Bremen im bundesvergleich im oberen Drittel. Bis zu 350.000 Mark sollen so zusätzlich in die Kasse kommen. Reichen wird das allerdings nicht – allein durch die Erhöhung der Wasserpreise entstehen für die Bäder jedes Jahr Mehrkosten von 500.000 Mark. Schlecht-Wetter-Sommer wie 1998 bringen zusätzliche Verlustgeschäfte.

Nicht berücksichtigt bei den Kürzungen sind auch die Investitionen, die auf die Bäder zukommen. Neue Vorschriften für die Wasserqualität stehen an. Dadurch kommen in den nächsten acht Jahren rund 29 Millionen Mark Kosten auf die Schwimmbäder zu. Außerdem stehen optische Sanierungen der „alten Bremer Bäder“ an. Das „Sorgenkind Hallenbad Neustadt“ zum Beispiel muss quasi generalüberholt werden.

Bleibt es bei den Kürzungen werden die Öffnungszeiten reduziert. 20 Angestellte müssten entlassen und einzelne Bäder zugemacht werden. Bislang hat Bremen im Bundesvergleich eine recht gute Deckung vor allem mit Freibädern. Ganz oben auf der Schließungsliste stehen daher die Sommerbäder mit den wenigstens Besuchern (Heidbergbad, Schlossparkbad oder das Waller Bad). Auch ein Hallenbad steht möglicherweise vor dem Aus: Huchting, Seebaldsbrück, Tenever haben die wenigsten Besucher.

Aber gerade in diesen Problem-Stadtteilen sind die Schwimmbäder wichtig, meint Cornelia Maywald, Pressesprecherin der Bremer Bäder: „Ein Bad ist auch ein Stück Lebensqualität. Das muss sich Bremen leisten.“

Innerhalb der nächsten beiden Wochen soll der Senat über die Kürzungen der Zuschüsse entscheiden. Viel Hoffnung auf den Erhalt des Status Quo von sieben Millionen Mark macht sich Heise aber nicht mehr. Der Geschäftsführer setzt eher auf die Fraktionen, die in der Bürgerschaft in zweiter Lesung im April den Haushalt beschließen müssen. Ersten Protest gegen das Sparvorhaben gab es bislang von den Grünen und der Jungen Union. Matthias Güldner von den Bremer Grünen kritisiert, dass Innensenator Bernt Schulte längst ein Bäderkonzept hätte erarbeiten sollen. Jetzt fahre Schulte „wie ein Geisterfahrer auf der Haushaltsautobahn die Polizei, die Kulturszene, die Ortsämter und die Bäder gegen die Wand.“ pipe

Preiserhöhungen ab ersten Januar: Erwachsene zahlen künftig statt fünf sechs Mark, Kinderpreise steigen von 3,50 auf vier Mark (Freibäder von drei auf 3,50 Mark). Einzeleintritt bei 10er-Karten für Erwachsene 4,80 Mark, bei 100er-Karten 4,20 Mark. Die Familienkarte gibt es ab elf Mark.