: Autonome gegen Automobile
■ „Autonome Gruppen“ bekennen sich zu 15 Brandanschlägen gegen „Edelkarossen“ vor Silvester. Die Polizei will vorerst nichts zu Parallelen mit früheren Anschlägen sagen
Autonome Gruppen“ haben sich zu den Angriffen auf Luxusautos bekannt. Wie es in einem an die taz gerichteten Schreiben heißt, habe man 15 „Edelkarossen in mehreren Berliner Stadtbezirken dem Erdboden gleichgemacht“.
Offenbar bezieht sich diese Erklärung auf Brandanschläge in der vergangenen Woche. In der Nacht zum 30. Dezember waren fast zeitgleich neun, in der Silvesternacht noch einmal weitere vier so genannte Nobelkarossen in Flammen aufgegangen. Polizeisprecher Norbert Gunkel waren jedoch bis gestern keine weiteren Anschläge bekannt, so dass bisher nicht geklärt ist, wie die „Autonomen Gruppen – Im Dritten Jahrtausend gewinnen wir“ auf die Anzahl von 15 zerstörten Fahrzeugen kommen.
Unter Hinweis auf die laufenden Ermittlungen des Staatsschutzes hält sich die Polizei auch zu eventuellen Ähnlichkeiten mit früheren Anschlägen bedeckt. Mit wechselndem Zusatz hatten autonome Gruppen sich 1999 unter anderem zu einem Buttersäureanschlag auf das Sozialamt in Tiergarten („Autonome Gruppen – Rassisten stinken“), zwei Brandanschlägen gegen das Luftwaffenmuseum in Gatow („Autonome Gruppen – Zerschlagt die Nato“) und der versuchten Brandstiftung in der Info-Box am Potsdamer Platz („Autonome Gruppen – you make mist, we kehr for you“) bekannt. Eine „autonome Miliz“ bezichtigte sich zudem, sie habe aus Solidarität mit der baskischen Untergrundarmee Eta das Seat-Fahrzeug eines Autohauses angesteckt.
Insbesondere in den Jahren 1992 und 1993 kam es verstärkt zu Angriffen auf Luxusautos, für die die Gruppen „Klasse gegen Klasse“ und „autonome Wagensportliga“ verantwortlich zeichneten. „Klasse gegen Klasse“ nahm dabei auch die Fahrzeuge von Politikern ins Visier, beispielsweise des heutigen Stadtentwicklungssenators und damaligen Kreuzberger Bürgermeisters Peter Strieder (SPD).
1999 waren weit weniger Brandstiftungen Autonomer gegen Automobile zu verzeichnen: Vor den Anschlägen der vergangenen Woche zählte die Berliner Innenverwaltung 16 Fahrzeuge, die in der Stadt durch Brandstiftung zerstört wurden, vier davon wenige Tage vor dem 1. Mai. Sie wurden ähnlich wie in der Nacht zu Silvester innerhalb einer kurzen Zeitspanne angezündet. taz
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