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Britische Militärs üben Kritik am Kosovo-Einsatz

Bericht beklagt Defizite in Ausrüstung, Befehlsstruktur und politischer Führung

London (dpa) – Führende britische Militärs haben in einer geheimen Analyse scharfe Kritik am Kosovo-Einsatz geäußert. In dem gestern vom britischen Rundfunk BBC veröffentlichten Schriftstück heißt es, allein auf Grund des geringen militärischen Widerstands der jugoslawischen Armee sei der Nato-Einsatz im Kosovo überhaupt gelungen. Dagegen erklärte das britische Verteidigungsministerium, die Streitkräfte seien für einen Kampfeinsatz „gut vorbereitet“ gewesen.

In dem Bericht von Brigadegeneral Adrian Freer, dem Kommandeur der 5. Luftlandegrigade, steht unter anderem, die britischen Soldaten hätten einen Teil ihrer Waffen bei anderen Einheiten der Friedenstruppe KFOR ausleihen müssen. Ständig sei ein Drittel aller Funkgeräte defekt gewesen. Da die serbischen Soldaten den britischen Sprechfunk mithören konnten, habe man notdürftig versucht, durch die Verwendung von Codenamen den Gegner über die eigenen Absichten im Unklaren zu lassen.

„Wäre die Lage am 12. Juni etwas weniger günstig gewesen, dann hätten wir nach Ansicht des Hauptquartiers Probleme bei der Erteilung, der Kontrolle und der Kommunikation von Befehlen gehabt, die vom KFOR-Hauptquartier nicht mehr zu lösen gewesen wären“, schrieb Brigadegeneral Freer. Besonders schmerzlich sei gewesen, dass es keinerlei politische Führung hinsichtlich des Umgangs mit möglichen Kriegsverbrechern gegeben habe. Britische Soldaten hätten eine Reihe mutmaßlicher Kriegsverbrecher daher laufen lassen. Die konservative Opposition forderte gestern die Schaffung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Aufklärung der Mängel.

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