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Aus dem Schuster-Plan soll der Naumann-Plan werden

Die Museumsinsel soll nicht nur für zwei Milliarden saniert werden, sondern auch die Gemäldegalerie wiederbekommen. Doch nicht alle sind von Naumanns Plänen begeistert

Er konnte dann doch nicht an sich halten. Dass die Pläne für eine Rückkehr der Gemäldegalerie nach Mitte stets mit dem Namen des Museumschefs Peter-Klaus Schuster verbunden waren, muss den Staatsminister für Kultur arg gewurmt haben. Jetzt endlich musste Michael Naumann (SPD) mit der historischen Wahrheit heraus: Bereits im vorigen Sommer sei die Idee entstanden – bei einem Treffen mit Schuster, Naumann, dem Bundeskanzler und dem Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Klaus-Dieter Lehmann. Kein Schuster-Plan also, sondern ein Naumann-Plan!

Doch die Herren können sich vorerst wieder beruhigen. So schnell wird aus den Plänen, auf der Museumsinsel unter Einschluss des benachbarten Kasernengeländes so etwas wie den „Grand Louvre“ Berlins zu errichten, nichts werden. Der Stiftungsrat des Preußischen Kulturbesitzes befasste sich mit den Plänen auf seiner letzten Sitzung gar nicht erst. Alles nur Zukunftsmusik, ließ der Stiftungssprecher verlauten. Zuerst einmal müsse in den kommenden zehn Jahren der „Masterplan“ für die Museumsinsel selbst verwirklicht werden. Dabei geht es um nichts Geringeres als die Sanierung von Bode-, Pergamon- und Altem Museum sowie Alter Nationalgalerie, obendrein um den Wiederaufbau des Neuen Museums – und das alles vom Besuchereingang am Lustgarten aus über einen einzigen Rundgang erschlossen.

Für die Stiftung wird es schwierig genug, den Bund und Berlin auf ihre Zusage festzunageln, in den kommenden zehn Jahren insgesamt zwei Milliarden Mark für diese notwendige Sanierung springen zu lassen, ohne die die Bausubstanz weiter verfallen würde. „Der Bund muss verstehen, dass die Sparpolitik gegenüber der Stiftung nicht wieder aufgenommen werden kann“, so Naumanns Warnung – gerichtet an die Adresse des Bundesfinanzministers Hans Eichel (SPD). Immerhin: Für dieses Jahr ist die erste Rate, 100 Millionen Mark, schon im Bundeshaushalt festgeschrieben.

Nicht nur die Haushälter sind von den Plänen für einen neuerlichen Umzug der Gemäldegalerie kaum zu begeistern. Ohnehin eingeschnappt ist Architekt Christoph Sattler: Er hat für die Alten Meister gerade einen Prachtbau am Kulturforum fertiggestellt, der in enger Anlehnung an die Architektur traditioneller Pinakotheken für die modernen Bilder kaum geeignet ist, die Schuster und Naumann dort platzieren wollen.

Wenig glücklich ist aber auch der Chef der Antikensammlung, Wolf-Dieter Heilmeyer. Er sollte mit seinen Exponaten eigentlich ins Alte Museum einziehen, das nach den neuen Plänen als „Schaufenster“ für den gesamten Museumskomplex genutzt werden soll. Stiftungschef Lehmann stellt dem düpierten Museumsdirektor „Ersatzflächen“ im dahinter gelegenen Neuen Museum in Aussicht.

Noch gar nicht gefragt wurden die räumlich arg beengte Humboldt-Uni und das durch Haushaltskürzungen ohnehin gebeutelte Deutsche Historische Museum. Sie müssten auf dem Kasernengelände an der Spree zurückstecken, wenn dort ein Neubau für die Gemäldegalerie entstünde.

Grundsätzliche Einwände, die Rückkehr zum alten preußischen Museumskonzept sei eine ideologische Kehrtwende, wischen die Verfechter der großen Pläne ohnehin beiseite. Naumann redet lieber von „nationalen kulturellen Identifikationsprozessen“, denen die Hauptstadtkultur dienen solle.

Da scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis der Blick der Museumsstrategen auf den Schloßplatz fällt. Schließlich suchen die Freunde des Stadtschlosses nach einer adäquaten Nutzung für den gewaltigen Kasten. Bislang allerdings ist daran noch nicht gedacht: Das Areal jenseits des Lustgartens ließe sich in den geplanten Museumsrundgang gar nicht einfügen, heißt es bei der Stiftung. Ralph Bollmann

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