:
Zu wenig Staus ■ Die BVG befindet sich im Teufelskreis
Hoffentlich lässt der Senator seinen Worten auch Taten folgen. Mehr Service und eine intelligente Tarifpolitik will Peter Strieder dem angeschlagenen Verkehrsbetrieb BVG verordnen. Der Fahrgast solle das Gefühl haben, so seine Sprecherin, es seien „Profis am Werk“.
Leicht ist die Aufgabe nicht. Durch altes Behördendenken aus Westberliner Tagen, aber auch durch eine verfehlte Verkehrspolitik ist aus dem größten Verkehrsbetrieb Europas der größte Sanierungsfall Berlins geworden. Immer tiefer geriet die BVG in einen Teufelskreis aus steigenden Fahrpreisen und schwindenden Fahrgastzahlen.
Längst sind die Tickets nicht mehr billiger als andernorts. Der Preisvergleich zwischen regulären Monatskarten fürs Gesamtnetz führt in die Irre, weil es in anderen Städten fast durchweg günstigere Möglichkeiten gibt – vom Semesterticket für Studenten über verbilligte Fahrten außerhalb der Rush-Hour bis zu Streckenkarten für den Weg zur Arbeit und zurück.
Während der Senat großspurig von Berlin als „Kompetenzzentrum“ für den öffentlichen Nahverkehr spricht, demonstriert der landeseigene Betrieb vor allem eines – Inkompetenz. Die Liste der Verfehlungen reicht von einer Werbekampagne, die vor allem die Schwächen ins Zentrum rückt, bis zu ebenjener unflexiblen Tarifpolitik, die letztlich zu Mindereinnahmen führt.
Neben dem Preis sind vor allem die Taktzeiten für die Attraktivität des Nahverkehrs entscheidend. Wer nach dem Theater 20 Minuten lang auf eine überfüllte U-Bahn wartet, wird wieder aufs eigene Auto umsteigen. Doch genau in diesen beiden Punkten hat es in den vergangenen Jahren nur Rückschritte gegeben.
Das gewichtigste Problem kann auch der neue Verkehrssenator nicht abstellen: Es gibt in Berlin ganz einfach zu wenig Staus. Wo andernorts das Verkehrschaos die Autofahrer zum Umsteigen animiert, ist das Auto auf Berlins breiten Straßen immer noch das schnellste Verkehrsmittel. Immerhin haben die hohen Benzinpreise dieses Vergnügen jetzt erheblich verteuert. Mit höheren Fahrpreisen würde die BVG diesen Wettbewerbsvorteil wieder zunichte machen. Ralph Bollmann
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen