: Die Schnittstelle
Bereits im 16. Jahrhundert dachten die spanischen Eroberer Lateinamerikas daran, die Landenge von Panama mit einem Kanal zu durchstoßen. Ein solcher Wasserweg hätte den Transport des in Peru gestohlenen Goldes ins Mutterland erheblich erleichtert. Doch die technischen Probleme waren unüberwindbar. Die Eroberer bauten stattdessen eine zum Teil gepflasterte Straße.
Auch in den USA war der Goldrausch an der Westküste Auslöser von Kanalüberlegungen. Allerdings dachte man zunächst an eine Eisenbahnverbindung zwischen Atlantik und Pazifik. Nach dem Scheitern eines französischen Kanalprojekts entschieden sich die USA 1904 für einen Kanal mit Schleusensystemen auf 26 Meter Höhe. Die Stelle, an der die mittelamerikanische Landbrücke durchbrochen wurde, ist ideal: Sie ist nur sechzig Kilometer breit.
Die Bauarbeiten dauerten zehn Jahre und kosteten vierhundert Millionen Dollar. Am 15. August 1914 wurde der Kanal eröffnet. Seither haben rund siebenhunderttausend Schiffe die 81,2 Kilometer zwischen Pazifik und Atlantik passiert. Ihre besten Zeiten erlebte die Wasserstraße Anfang der Achtzigerjahre. Am meisten profitieren die USA. Rund siebzig Prozent der durch den Kanal beförderten Waren kommen aus einem US-Hafen oder sind für einen solchen bestimmt.
Die Durchfahrtsgebühren bringen derzeit gut 550 Millionen Dollar im Jahr. Die Schiffe bezahlen nach Bruttoregistertonnen. Am teuersten war die Durchfahrt für das französische Kreuzfahrtschiff „Rhapsody of the Seas“: 185.000 Dollar. Am billigsten kam der US-Amerikaner Richard Halliburton davon. Er schwamm 1928 für 36 Cent vom Altlantik in den Pazifik.
Obwohl es teuer ist, rechnet es sich. Der Kanal erspart den Schiffen einen langen Umweg um den südamerikanischen Halbkontinent. Statt mehr als zwei Wochen sind sie acht bis zehn Stunden unterwegs.
Für Supertanker und andere Schiffsriesen ist der Panamakanal zu klein. Nur Schiffe, die nicht länger als dreihundert und nicht breiter als dreißig Meter sind, kommen durch. Deshalb wird der Bau eines neuen Schleusensystems erwogen.
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