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Auf die Spritze getrieben

Gesundheitsraum Billstedt von Sozialbehörde auf kaltem Wege entzogen. Drug-Mobil abgefahren, Ersatz ist auf Fortbildung  ■ Von Elke Spanner

In Billstedt gibt es keine Fixerstube mehr. Das „Drug-Mobil“ ist fort – die Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS) hat dem Betreiber „Freiraum“ zum Jahresende die Trägerschaft entzogen. Doch an der Legienbrücke, wo die Bremer „steps GmbH“ seit 1. Januar einen Gesundheitsraum betreiben sollte, klafft nur eine Baulücke. Frühestens zum Monatsende wird die neue Einrichtung öffnen.

Sozialsenatorin Karin Roth (SPD) hatte vorigen Sommer die Trägerschaft für das „Drug-Mobil“ öffentlich ausgeschrieben und „steps“ den Zuschlag erteilt. Dafür war sie nicht nur von Drogenhilfeträgern, sondern auch von Gewerkschaften und der SPD-Fraktion heftig kritisiert worden. Daraufhin hatte Roth beschwichtigt, dass der Übergang vom alten auf den neuen Betreiber nahtlos sei. Am 15. Dezember sollten die Container stehen, in denen „steps“ den Gesundheitsraum einrichtet. Gestern räumte Behördensprecher Stefan Marks ein, dass „mit dem Aufbau am 17. Januar begonnen wird“.

Dass die Junkies solange keine Anlaufstelle haben, kümmert weder die Behörde noch den neuen Träger. Zwar versichert „steps“-Mitarbeiter Georg Kurz-Lund eifrig, für ihn habe die Arbeit in Billstedt „bereits angefangen“. Aber zum einen beinhalte Drogenarbeit nicht nur die Versorgung von Junkies. Die bereits angeheuerten MitarbeiterInnen würden sich jetzt in „Safer Use“ schulen und ein Info-Flugblatt für die AnwohnerInnen schreiben. Im übrigen hätten die Junkies früher an den Wochenenden, wenn das „Drug-Mobil“ geschlossen war, auch keinen Gesundheitsraum zur Verfügung gehabt, „das ging ja auch“.

Wenn die Container aufgestellt sein werden, kündigt Kurz-Lund an, würde „steps“ erst einmal das Inventar einkaufen. Und wenn das Haus eingerichtet sei, „fangen wir mit ein bis zwei Stunden Öffnungszeiten am Tag an“. Dass der neue Gesundheitsraum am 1. Januar eröffnet werden sollte, weiß „steps“ seit vorigem Juni.

Dass die Container noch nicht stehen, erklärt Behördensprecher Marks mit Verzögerungen bei den Erdarbeiten. Um ein Provisorium für die Übergangszeit aber hat die BAGS sich nicht bemüht.

Verbessert hat sich hingegen überraschenderweise die Betreuung von Methadon-Substituierten. Zum Jahresende sollte eigentlich die „Palette 3“ in Altona schließen, die psychosoziale Betreuung anbietet. Eine neue Einrichtung sollte der Träger „Jugend hilft Jugend“ eröffnen. Das hat er auch getan. Parallel hat der Träger Palette e.V. am 28.12. mit der BAGS einen Vertrag abgeschlossen, nach dem in den nächsten beiden Jahren ebenso viele KlientInnen wie bisher betreut werden können – und „Palette 3“ unter neuem Namen weiterbetrieben werden kann.

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