Demonstrieren für Karl und Rosa?
: „Es hilft nur noch digitaler Hardcore“

Judith Hohenschopp, 21, studiert Modedesign

Ich habe vor, hinzugehen. Ich finde die Demo am Sonntag gut, weil es wichtig ist, an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg und an Ideale wie Gemeinschaftsgefühl und Nächstenliebe zu erinnern. Diese Ideen haben heute leider für die Allgemeinheit kaum Bedeutung. Es ist eben so, dass wir in einer kapitalistischen Gesellschaft leben und das wird sich leider nicht mehr ändern.

Karl Boss, 64, ehemaliger Werksleiter

Ich gehe nicht zur Demonstration. Ich bin kein Kommunist und lehne diese Lehren ab. An den Ideen gibt es sicherlich auch positive Aspekte, aber alle Staaten, die der kommunistischen Ideologie gefolgt sind, sind letztendlich kaputt gegangen. Die Völker sind versklavt worden. Von der Demonstration morgen halte ich gar nichts. Wer politisch interessiert ist, geht da nicht hin. Nur Dummköpfe gehen zu dieser Demo.

Elisabeth Richter, 44, Schauspielerin

Ich werde nicht hingehen. Ich habe keine Lust auf Demonstrieren, aber ich finde es gut, dass es so eine Veranstaltung gibt. Die Lehren von Karl und Rosa sind noch immer hochaktuell, wenn man sich die gegenwärtige soziale Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland ansieht. In der DDR sind die Ideen der beiden letztlich unter den Tisch gefallen. Sie sind zwar geehrt worden, aber nur bis zu einem gewissen Grad.

Frederik Stader, 22, Toningenieur

Ich werde am Sonntag nicht zur Demo nach Lichtenberg gehen, weil ich denke, dass man auf der Straße politisch nicht mehr viel erreichen kann. Man kann nur durch Musik, zum Beispiel durch digitalen Hardcore, etwas erreichen. Trotzdem finde ich die Gedenkkundgebung am Sonntag in Friedrichsfelde an sich gut, weil man dadurch sieht, dass sich noch Menschen für Politik interessieren und dafür auch auf die Straße gehen.

Horst Moratz, 63, ehemaliger Maler

Ich wusste gar nicht, dass die Demonstration stattfindet. Da könnte man ja mal hingehen. Das ist gut, dass mit einem Gedenkmarsch an die beiden erinnert wird. Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht haben wenigstens etwas für die Arbeiterklasse getan. Die haben dafür gesorgt, dass die Arbeiter von der Knechtschaft befreit wurden. An der Unterdrückung der Arbeiter hat sich ja auch heutzutage leider nichts geändert.

Franz-Josef vor der Wüllbekke, 52, Freiberufler

Ich habe zu dieser Demo wenig Bezug, da ich aus Westdeutschland bin. Ich gehe nicht hin, auch weil ich zum Kommunismus ein gespaltenes Verhältnis habe. Diese Lehren haben uns zu nichts geführt. Marktwirtschaft mit sozialer Komponente funktioniert am besten. Ich weiß nicht, was ich von der Demonstration halten soll. Es gehen bestimmt nur die Ewiggestrigen hin.

Umfrage: Isabel Merchan

Fotos: Jan Nordmann