: Forscher trauern um Finanzspritze
■ Forschungskliniken protestieren gegen Sparpläne. Senat will auch Krankenhaus Moabit vorzeitig schließen. Dazu muss er das Klagerecht von Bezirk und Diakonie aushebeln
Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) hat gestern angekündigt, alles zu tun, um die vom Senat geplanten Kürzungen bei den zur Charité gehörenden beiden Fachkliniken Robert Rössle und Franz Volhard in Buch zu verhindern. „Die Sparpläne gefährden ein in der Bundesrepublik einzigartiges Modell für die klinische Forschung“, sagte Detlev Ganten, wissenschaftlicher Vorstand des renommierten Forschungsinstituts. „Das wäre eine Katastrophe für den Forschungsstandort Berlin.“ Dieser Ansicht sind auch Gesundheitsexperten von SPD und Grünen. „Der Wissenschaftsstandort Buch ist nicht gefährdet“, betonte dagegen Wissenschaftssenatorin Christa Thoben (CDU).
Nach Plänen des Senats sollen in den Uniklinken in Buch früher als geplant 150 der 315 Betten abgebaut werden. Die verbleibenden Betten sollen ihren Universitätsstatus verlieren. Das ist Teil eines Sparkonzepts, das der Senat den Bundesvorständen der gesetzlichen Krankenkassen vorgelegt hat. Zudem soll das Krankenhaus Moabit noch in diesem Jahr geschlossen werden, die Standorte der Orthopädieklinik Oskar-Helene-Heim und der Lungenklinik Heckeshorn in Zehlendorf sollen früher als geplant aufgegeben werden. So soll das Klinikbudget in diesem Jahr um 300 Millionen reduziert werden. Das fordern die Kassen seit langem.
In Buch arbeiten seit 1992 drei unterschiedliche Bereiche eng zusammen: Das MDC betreibt biomedizinische Grundlagenforschung, die beiden Fachkliniken für Krebserkrankungen und für Herz-Kreislauf-Erkrankungen machen klinische Forschung, und der Biotechnologiepark mit derzeit 30 Firmen vermarktet diese Ergebnisse. „Zur vertraglichen Geschäftsgrundlage für das MDC gehört die Zusammenarbeit mit den beiden Kliniken“, sagte Ganten, „und darauf werden wir beharren.“ MDC und Biotechnologiepark seien auf Empfehlung des Wissenschaftsrats, eines Beratungsgremiums von Bund und Ländern, gerade wegen der Existenz der beiden Forschungskliniken in Buch gegründet worden.
Inzwischen hat sich das Bundesforschungsministerium eingeschaltet. „Staatssekretär Uwe Thomas hat die Senatorin an die vertragliche Grundlage für das MDC erinnert“, sagte Ganten. Das MDC wird zu 90 Prozent vom Bund finanziert. Seit der Wende wurden in den „Biomedizinischen Forschungscampus“ über 500 Millionen Mark investiert. Die Beschäftigten der beiden Unikliniken wollen morgen vor dem Roten Rathaus demonstrieren. Das Krankenhausbudget würde durch die Einschnitte in Buch um 30 Millionen sinken.
Weit größer ist der Anteil des Krankenhauses Moabit: Die Schließung des 530-Betten-Hauses mit zz. etwa 1.400 MitarbeiterInnen würde das Budget um etwa 110 Millionen Mark verringern. Das Problem: Moabit ist kein städtisches Krankenhaus mehr, sondern eine gemeinnützige GmbH mit zwei Gesellschaftern: dem Land, das durch den Bezirk vertreten wird, sowie der Diakonie. Beide wollen gegen die Schließung klagen. Nach Informationen des grünen Gesundheitsexperten Bernd Köppl prüft das Land nun, wie es das Klagerecht aushebeln kann. Köppl: „Das wäre ein undemokratischer Eingriff, weit über die Krankenhausplanung hinaus.“
Die Gespräche mit den Krankenkassen werden Anfang Februar fortgesetzt. Dann entscheidet auch die Bundes-AOK, ob sie ihre hochverschuldete Landeskasse weiter finanziell unterstützt.
Sabine am Orde
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen