piwik no script img

SPD hat die Union überholt

■ Nord-CDU im Spendenverdacht: 100.000 Mark von Kohl?

Sechseinhalb Wochen vor der Landtagswahl in Schleswig-Hol-stein sorgt ein mutmaßlicher 100.000-Mark-Transfer von Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl an den früheren CDU-Landesvorsitzenden Ottfried Hennig für weitere Unruhe in der Nord-CDU. Das im März 1997 übergebene Geld war offenbar aber für den im Vorjahr verstorbenen Hennig persönlich bestimmt. Hennig wurde 1997 vom heutigen Landesvorsitzenden Peter Kurt Würzbach im Amt abgelöst und wechselte als Generalsekretär zur Konrad-Adenauer- Stiftung.

„Die Landespartei hat dieses Geld nicht erhalten, wenn es denn gezahlt worden ist“, sagte CDU-Generalsekretär Johann Wadephul gestern in Kiel. Er forderte Kohl dringend auf, zur Aufklärung des Vorganges vom März 1997 aktiv beizutragen. Nach mündlichen Aussagen des früheren Hauptabteilungsleiters der CDU-Bundesgeschäftsstelle Hans Terlinden seien die 100 000 Mark bar an Hennig „als Person“ gezahlt worden.

Der Generalsekretär der Nord-CDU verlangte einen energischen Beitrag der Bundespartei zur Aufklärung und ging auf Distanz zu Kohl. „Wir sollten nicht vergessen: Wir wären in dieser Situation nicht, wenn nicht Helmut Kohl begonnen hätte, ein Finanzsystem neben dem offiziellen Rechenwerk aufzubauen.“

Die Spendenaffäre hat die Nord-CDU inzwischen weiter in der Wählergunst absacken lassen. Sie liegt nun knapp hinter der SPD. Nach einer NDR-Umfrage kämen die Sozialdemokraten auf 42 Prozent der Stimmen, die CDU auf 41. Grüne und FDP erhielten je sechs Prozent. Das bedeutet für die rot-grüne Koalition 48 Prozent der Stimmen gegenüber 47 für das bürgerliche Lager. Nach einer anderen Umfrage der Zeitung Die Woche wollen 43 Prozent die SPD wählen. Die Grünen müssten mit vier Prozent um den Wiedereinzug in den Landtag bangen. Die CDU erhielte danach 41, die FDP fünf Prozent.

lno

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen