DaimlerChrysler will sich selbst kaufen

Mitchef Robert Eaton kündigt Rückkauf von Aktien an. Manager sollen über Optionsmodell von steigenden Kursen profitieren. Wird debis auch verkauft?

Berlin (taz) – Robert Eaton, der Ex-Chef von Chrysler und jetzige Co-Chef von DaimlerChrysler sprach und hatte einiges zu sagen. Die Hauptversammlung im April soll erstmals ein neues Aktienoptionsmodell für das Top-Management genehmigen, sagte er zum Beispiel dem Handelsblatt am Mittwoch auf der Detroit Motor Show. Dabei erhalten die Bosse so genannte Optionsscheine. Damit erwerben sie das Recht, in der Zukunft Daimler-Aktien zu einem festgelegten Kurs zu kaufen. Normalerweise sind die Optionen so angelegt, dass die Vorstände bei einer Kurssteigerung satte Gewinne einstreichen. Angesichts boomender Börsen kamen so US-amerikanische Top-Manager zuletzt auf Fabelgehälter bis zu dreistelligen Millionensummen im Jahr.

Über das tatsächliche Gehalt der Vorstände wird DaimlerChrysler weiter keine Auskunft geben, so Eaton. Nach US-Recht ist eine börsennotierte AG dort zu detaillierten Angaben verpflichtet – inklusive von Sonderposten oder Aktienoptionsrechten. US-Gewerkschaften können deshalb sogar Internet-Seiten betreiben, in denen jeder Angestelle abrufen kann, wie viel tausendmal mehr sein Boss im Vergleich zu ihm verdient. In Deutschland muss nur die Gesamtgehaltssumme des Vorstands bekannt gegeben werden – ohne Nebenleistungen.

Eaton hatte noch mehr zu sagen. So wolle die Stuttgart-Detroiter AG eigene Aktien zurückkaufen. Damit steigt der Kurs: durch die zusätzliche Nachfrage und weil die Zahl der Aktionäre damit sinkt – eventuelle Dividenden also unter weniger Eigentümern aufgeteilt werden. Nach deutschem Aktienrecht darf Daimler maximal zehn Prozent seines Grundkapitals zurückkaufen.

DaimlerChrysler in Stuttgart gab gestern nur gewundene Kommentare zu den Aussagen Eatons ab. Die Tagesordnung für die HV im April stehe noch nicht fest, hieß es. Und DaimlerChrysler-Vorstandschef Jürgen Schrempp habe schon vergangenen September erklärt, ein Aktienrückkauf sei laut US-Recht ab diesem Jahr möglich.

Zum Verkauf ganzer Geschäftsteile – wie von Mr. Eaton ebenfalls angekündigt, hieß es: Das sei eine theoretische Überlegung, „keineswegs eine Ankündigung“. Eaton sprach von einer Konzentration auf das Kerngeschäft Kraftfahrzeuge. Neben nicht mehr so bedeutsamen Sparten wie Adtranz (Bahntechnik), Temic (Elektronik) oder Debitel (Informationstechnik-Service) kam auch ein bisher zentraler Bereich Daimlers zur Sprache: die Dienstleistungs- und Finanztochter debis. „Wir konzentrieren uns nicht darauf, debis zu verkaufen“, sagte Eaton. „Aber wenn jemand zu uns kommt und das richtige Geschäft vorschlägt, sehen wir uns das an.“

Reiner Metzger

Kommentar Seite 12