piwik no script img

Bernsteinzimmer-Prozess geht weiter

■ Staatsanwaltschaft will Frau von Mister X hören / Tochter konnte Herkunft nicht klären

Im Prozess um den geplatzen Verkauf eines Mosaikbildes aus dem legendären Bernsteinzimmer sieht der Staatsanwalt derzeit keinen Grund zur Einstellung des Verfahrens. Er will Ende Januar die ehemalige Frau des Rentners anhören, der im Sommer 1997 als der geheimnisvolle „Mister X“ enttarnt worden war. Der inzwischen gestorbene Rentner hatte versucht, das Bild über eine Kauffrau und einen befreundeten Bremer Rechtsanwalt für 2,5 Millionen Dollar zu verkaufen. Der 62 Jahre alte Notar und die 39 Jahre alte Kauffrau müssen sich seit Oktober 1999 wegen versuchten Betruges verantworten.

„Mister X“ wollte das Mosaik von seinem Vater geerbt haben. Dieser hatte es als Wehrmachtssoldat aus Russland „mitgebracht“. Die genaue Herkunft des Bildes konnte gestern auch die Tochter des Rentners nicht geben. „Mister X“ und sein Notar hatten sich darauf berufen, das Bild sei durch langjährigen Besitz in der Familie „gutgläubig ersessen“. Im Klartext: Nach Angaben des Mannes hat sich das Bild mehr als 20 Jahre auf seinem Dachboden befunden, ohne dass er davon Kenntnis gehabt hat.

Die zivilrechtliche Seite des Verfahrens war vergangene Woche überraschend abgeschlossen worden. Unabhängig von dem Strafprozess war bekannt geworden, dass die Bremer Handelskammer die Erbin mit einer sechsstelligen Summe zum Verzicht auf Erb-Ansprüche bewogen hatte (die taz berichtete). Mit der Herausnahme aus dem Prozess will die Bremer Landesregierung die Rückgabe des Bildes an Russland beschleunigen. Im Gegenzug hofft Bremen auf die Rückkehr von 101 Grafiken aus Bremer Besitz. Sie sollen Ende des Zweiten Weltkrieges von russischen Soldaten in Brandenburg beschlagnahmt worden sein. taz/dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen