: Familie Bremer süht swart
■ De Fritz-Reuter-Bühn ut Schwerin gifft bi Waldaus „De (un)heimliche Swiegersöhn“
So'n rechten kleenbürgerlich-liberal-toleranten Stammdisch-Matcho hebbt wi dor im Waldau-Theoter to sehn. Man se gifft dat Erstlingsstück „De (un)heimliche Swiegersöhn“ von Kirsten Akanho, de mit sien Familje standesgemäß in Altdüütsch-Eek-Mobiljar hausen deit. De een Dochter is noch in't Huus, de anner studeert in London un hett jüst eer Examen mit Glanz un Gloria mokt. Un heemlich heirodt hett se ok. Noch dorto 'n studeerten Neger, de in Hamborg un London Germanistik, speziell Plattdütsch studeert un 'n Dokter in Literaturwetenschaap mokt hett.
Dorto seggt de Modder Marianne, vun Anke Korf-Neumann speelt, laterhen: „Literatur-Dokter? Heet dat, datt he lesen kann?“ De Dochter Petra (Beate Prahl) un er swarte Mann striet sik, eh datt dat Stück (Regie: Ralf Lehm) losgeiht, vör den Vorhang över de Reis. Se hett dat eegenmächtig arrangeert un he will egens gor nich.
So'n Stoff gifft natürlich wat her. Keen Klischee vun de een un vun de anner Siet, dat nich bedeent ward. Bit hen nan utföhrlich Dörken-wessel-di-Speel. De anner Dochter, Simone, mit 'n lüttjen Tick int flatterhaftige – seker vun de beiden Dochter-Rullen de sworere – ward vun Undine Menzel inföhlsom speelt. De swoorste Rull, den windigen Streber Michael Hohl (nomen est omen) speelt Andreas Lembcke. Dat mokt sik int Plattdüütsche jo jümmers goot, 'n Bankkasseerer as Raffke un Pennschieter hentostellen. He hett wat mit Simone, man mit heiroden is he tögerlich. Fröher hett he wat mit Petra hat, man de hett em an de Kai schickt, eh datt se na England gahn is. Nu se mit Erfolg studeert hett, versöcht he wedder, mit eer antobanneln. Un över allens de swarte Sünnschien vun den goden Minschen von Nigeria: Jubril Sulaiman as Dr. Thomas Bremer, geb. Alejou. He strahlt würklich un wohrrachtig Sünnschien un Glöövhaftigkeit ut. Un endlich mol 'n Mohr, de keen opsminkt Bleekgesicht is.
'N Textsproof: „Nich ünner mien Dack!“ – „Nu weet ik endlich wat dat Word Dackschaden to bedüden hett!“ Dat Platt mit den lüttjen Meckelnbörger Inslag is goot antohören. Man dat ward nich jümmer korrekt dörhollen. To'n Sluss kümmt de gerechte Utgliek: Achterran wüllt de beiden na Nigeria, un denn steiht jem datsülvige Theoter mit sien Öllern un Familje bevör. Man bloots mit annersrüm Vörteken bi de Vörurdeelen.
Dat Publikum – dat weer jo keen Premierepublikum, as wi dat ans went sünd – hett sik freit und hartlich Bifall geven. Man mannig Een hett sik woll ok 'n beten ertappt föhlt. Vun „Ständing Oväischns“ kunn jedenfalls nich snacken.
Bani Barfoot
Aufführungen (nix as hen!): 22., 23., 28.1. sowie 1. und 2.2., jeweils um 20 Uhr im Waldau-Theater. Karten unter 386 17 55
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen