: Ungeliebte Autonomie
■ Studentisches Volxcafé soll der neuen Mensa weichen. Heute Aktionstag
Ein Zeugnis bewegterer Uni-Zeiten droht zu verschwinden: Das von einem Studierendenkollektiv betriebene „Volxcafé“ (Voca) muss sein Domizil im Erdgeschoss des Philosophenturms räumen, wenn dort im September der Bau einer neuen Mensa beginnt. Obwohl die BetreiberInnen seit über einem Jahr mit der Uni-Verwaltung verhandeln, ist ihnen bis heute kein Ersatzraum angeboten worden.
„Die Verantwortlichen ziehen sich auf den Mangel an geeigneten Räumen zurück. Offenbar wollen sie das Problem aussitzen, bis wir verschwinden“, so eine Voca-Sprecherin. Dass das Interesse an der Erhaltung des Voca auf Seiten der Uni-Verwaltung eher gering ist, bestätigt Jürgen Peter Gerloff vom Baureferat: „Es gibt genügend Fachschaftscafés im Phil-Turm.“ Die Voca-BetreiberInnen verweisen jedoch darauf, dass sie als einzige einen nichtkommerziellen Treffpunkt für Studierende aller Fachbereiche bieten. Sie vermuten, dass mit formalen Argumenten eine ungeliebte Einrichtung entsorgt werden soll.
Während des großen Uni-Streiks im Wintersemester 1988/89 hatten Studierende einen tristen Aufenthaltsraum besetzt und zum selbstverwalteten Café umgestaltet. Es versteht sich bis heute auch als „Ort der politischen Information und Kommunikation“. Studentenwerk-Geschäftsführer Manfred Klee, der ansonsten auf die Zuständigkeit der Uni-Verwaltung verweist, stößt sich gleichwohl an der „merkwürdigen, chaotischen Politik“ des Voca, und Gerloff verbindet die Suche nach einem neuen Raum mit der Forderung nach einem regulären Nutzungsvertrag: Es müsse Kontrollmöglichkeiten geben.
Jakob Michelsen
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