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Fummeln im Weltall

■ New-Age Astronauten auf der Suche nach Gott: „Aeon“ schlägt Brücke zwischen Action und Esoterik (Sonntag, 20.15 Uhr, Sat.1)

„Hello, Houston, we have a problem . . .“ Und zwar, um ehrlich zu sein, nicht nur eines.

Es ist weiß Gott schwierig, ein glaubwürdiges und gleichzeitig deutsches Weltraumabenteur zu inszenieren. Schließlich kann man heutzutage weder den trashigen 60er-Charme von Raumschiff-Orion-Bügeleisen-Armaturen nutzen, noch können Fernsehschauspieler mit Namen wie Bernhard Bettermann und Tobias Hoesl ihren Hollywood-Raumfahrt-SF-Film-Kollegen Bruce Willis (in Armageddon) oder Tom Hanks (in Apollo 13) auch nur annähernd den Rücken kraulen. Trotzdem respektabel, dass Sat.1 es versucht.

Die Geschichte stolpert ganz gut los: Chris Sanders (Bettermann) ist Astronaut, sein Vater war auch einer, ist aber bei einem schweren Raumfahrtunglück ums Leben gekommen. Als Chris endlich auf eine Mission (die Amerikaner spielenden deutschen Mimen sagen brav „Mischen“) ins All darf, geht er fast drauf – ein Attentäter (Christian Brückner) hat sich eingeschlichen. Dieser wiederum hat die Stimme von Robert De Niro und bringt darum doch noch etwas Hollywood-Flair in die Geschichte. Der Attentäter ist sauer, weil die „Mischen“, auf der Chris’ Vater verloren ging, eigentlich nur Tarnung für das Projekt „Omega“ war.

Denn in Wirklichkeit, und dafür könnte man den Drehbuchautoren doch noch vielleicht einen trostpreisartigen kleinen Nasa-Aufnäher schenken, befindet sich „die Manifestation Gottes“, genannt Aeon, auf Kollisionskurs mit der Erde. Aeon hat keine Masse, sendet dafür aber mysteriöse Signale aus, und weil im zweiten Teil der Story alles noch ein bisschen esoterischer wird, darf Chris den denkwürdigen Satz sagen: „Geheimdienste, Bibelcode, und jetzt kommst du auch noch mit der Kabbala. Ich meine, das macht die Sache doch nur verrückter.“ Das meinen wir auch, aber nichtsdestotrotz versuchen Chris, sein Freund und Astronautenkollege Nick (Tobis Hoesl) und Chris’ neuestes Gspusi, die italienische Schönheitskönigin Laura (Anne Valle), hinter das Geheimnis des Todes von Chris’ Vater resp. Aeon resp. Omega resp. Manifestation Gottes zu kommen.

Zwar hanebüchen, aber liebevoll und charmant ausgedacht, und einen gewissen Spannungsgrad kann man dem Dreiteiler auch nicht absprechen. Der geht allerdings immer flöten, wenn Chris versucht, die Liebesgeschichte mit dem Ex-Model voranzutreiben (im Film „spielt“ sie eine knallharte Journalistin à la Krönung-light-Frau in schwarzhaarig). Er darf ihr im zweiten Teil zwar schon die Zunge tief in den makellosen Hals stecken, aber richtig weit weg vom Hölzernsein kommen die beiden leider nicht.

Dafür versucht die Produktion geradezu händeringend, den alten Streit zwischen New Age und Rationalisten, zwischen Esoterikern und Action-Fans beizulegen. Indem das Aeon-Phänomen als vage „von Gott kommend“ identifiziert, aber nur mit hochentwickelten technischen Möglichkeiten wahrgenommen und erforscht werden kann, bietet sich hier eine Chance zur Zusammenarbeit. Nur: Wann passiert denn endlich wirklich mal so etwas Aufregendes?

Jenni Zylka2. und 3. Teil Mo. und Di, , jeweils 20.15 Uhr, Sat.1

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