piwik no script img

■ Illegal in Berlin

Wer eine Aufenthaltsgestattung wie dieser Flüchtling hat, darf zumindest zeitweise legal in der Bundesrepublik leben. Menschen ohne Aufenthaltsrecht, die nach den Bestimmungen des Ausländerrechts zur Ausreise verpflichtet und von der Abschiebung bedroht sind, gelten juristisch als „illegal“. Diese kommen in einer gestern vom Erzbistum Berlin vorgestellten Interview- und Aufsatzsammlung zu Wort. Auch PolitikerInnen wie die Ausländerbeauftragte Barbara John (CDU), RichterInnen und MedizinerInnen wurden befragt.

Das Leben für „Illegale“ sei „äußerst prekär“, resümierte die katholische Migrationsbeauftragte Cornelia Bührle. Sie versuchten, so unauffällig wie möglich durch den Alltag zu kommen, um nicht der Polizei aufzufallen. Das Buch sei „die bislang einzige Veröffentlichung“, die Einblick in die spezifische Berliner Situation gebe.

Der Hauptstadt nützten diese Menschen. „Die neue Mitte Berlins konnte nur hochgezogen werden, weil so viele Illegale dort gearbeitet haben“, sagte Bührle. Wenn die Pizza in einem Restaurant billig sei, liege es daran, dass in der Küche häufig Illegale arbeiteten. Man müsse den Menschen, die häufig in ausbeuterischen Abhängigkeitsverhältnissen lebten, eine Lebensperspektive geben, unterstrich Bührle. Sie bräuchten ein sicheres Aufenthaltsrecht. Es sei realistisch, dass diese auch in den nächsten Jahren in Berlin blieben. „Man kann sie nicht alle abschieben. Das sagt auch die Ausländerpolizei.“ Politische Forderungen wollte die Migrationsbeauftragte nicht stellen. Wünschenswert sei aber, wenn die Menschen ausreichend medizinisch versorgt würden, die Kinder regelmäßig in die Schule gingen und „Schwarzarbeiter“ die Möglichkeit bekämen, ihren Lohn einzuklagen. Flüchtlingsorganisationen schätzen, dass etwa 100.000 Menschen ohne gültige Ausweispapiere in Berlin leben. nauDie Broschüre kann bei der Migrationsbeauftragten in der Tübinger Str. 5, 10715 Berlin, Tel.: 857 841 42, abgeholt werden. Sie ist kostenlos, Spenden sind jedoch erwünscht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen