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Eine Hand wäscht die andere

Public-private-Partnership: Gemeinsames Engagement von öffentlicher Hand und privaten Unternehmen ist gang und gäbe

Knappe Kassen machen kreativ. Eine Idee, öffentliche Gelder zu sparen, nennt sich Public-private-Partnership, die Zusammenarbeit von Behörden und der Privatwirtschaft – zu beiderseitigem Vorteil. „Das hat in der letzten Zeit deutlich zugenommen“, sagt Michael Wehran, Sprecher der Wirtschaftsverwaltung.

Ein Beispiel: das Stadt-Informationssystem berlin.de. Das Land Berlin zahlt keinen Pfennig für seinen offiziellen Internet-Auftritt. Gesponsert wird das Ganze von Primus Online und der Berliner Volksbank, zu denen es natürlich Links gibt. Auch die Partner für Berlin GmbH, die für den Standort Berlin werben soll, ist eine solche privat-öffentliche Initiative – ebenso die Berlin Tourismus Marketing GmbH, an der das Land mit 30 Prozent beteiligt ist.

Aber nicht nur in der Wirtschaft, auch in anderen Bereichen sind solche Zusammenarbeiten gang und gäbe. Im Bildungsbereich wird das Programm „Computer an die Schulen“ von Computer- und Telekommunikationsfirmen unterstützt; vor einiger Zeit konnten private Sponsoren Straßenbäume stiften. Sogar die Berliner Polizei hat sich ein Stück weit geöffnet: Für ihren Tag der offenen Tür durfte ein privater Radiosender werben, und die Anzeigengewinne der Programmzeitung flossen ins Polizei-Sozialwerk.

An der Uni ist die öffentlich-private Zusammenarbeit relativ weit gediehen. Die Hochschule der Künste lässt sich den Lehrstuhl für multimediale Kunst komplett von der Deutschen Bank 24 finanzieren. Im Projekt „HdK goes Multimedia“ arbeitet sie mit Partnern wie Apple, Pixelpark oder dem Hotel Exelsior zusammen. Mitarbeiter des Unternehmens referieren an der Hochschule, Studenten absolvieren Praktika im jeweiligen Unternehmensbereich.

Die Freie Universität lässt sich ebenfalls von der Wirtschaft unterstützen, etwa durch Stiftungsprofessuren. Dabei wird eine Professorenstelle neu eingerichtet und fünf Jahre lang von einem Unternehmen oder einer Stiftung bezahlt, und zwar komplett, vom wissenschaftlichen Mitarbeiter bis zum Schreibmaschinenpapier. Formal hat der Stifter keinen Einfluss auf die Personalwahl, es werden jedoch Vorschläge diskutiert, und der Kandidat steht vor Abschluss des Stiftungsvertrags bereits fest. Bei so genannten Drittmittelprojekten unterstützen Wirtschaftsbetriebe die studentische Forschung in einem bestimmten Bereich und verfolgen damit in der Regel ein konkretes Interesse. Die Kristallografen an der FU forschen zur Zeit an einem Kohlenstoffkolben für Autos mit Geld von Daimler-Benz. Dafür erhält der Autohersteller die Rechte an der Erfindung. rot/fni

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