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Grooven für Jesus

■ Afrikanische Kirchengemeinden mischen die evangelische Kirche und deren Nachbarschaften auf / Ist Church-Sharing das Modell der Zukunft?

Wer die Umstellung auf die Sommerzeit verpasst, kann in der Zionskirche eine Überraschung erleben: Eine Stunde zu spät zum Gottesdienst, und nichts ist mehr wie gewohnt. Auf dem Altar werden ein quietschbuntes Jesus-Bild, zwei Blumensträuße und ein siebenarmiger Leuchter postiert. Ein Weihrauchschwenker steht bereit. Der Raum füllt sich erneut mit Gläubigen. Niemand trägt Schuhe und alle ein langes weißes Gewand. Die Frauen, mit Kopftüchern, nehmen auf der linken Seite des Kirchenraumes Platz, die Männer auf der rechten. Pastor P. Hawkins Egharevba besprüht Altar und Gemeinde mit Weihwasser. Vor dem Beginn des Gottesdienstes bimmelt er mit einer Glocke – dreimal vor seiner Stirn und dreimal zum Boden, zu Gott.

Wie der Geistliche kommt auch die Gemeinde zum großen Teil aus Nigeria. Sie gehören der Celestial Church of Christ an, die seit zwei Jahren bei der Zionskirche zu Gast ist. In den Räumen der evangelischen Gemeinde können sie ihren eigenen Gottesdienst feiern, und der ist erheblich anders als bei den Hausherren. Vor allem zeichnen sich die afrikanischen Gäste durch größere Ausdauer aus. Pastor Egharevba sagt nicht nach einer Stunde „Gehet hin in Frieden“ und stellt sich zum Händeschütteln am Ausgang auf. Der Gottesdienst dauert vier bis fünf Stunden. In seinem Verlauf hört sich Egharevba die Sorgen und Nöte einzelner Gemeindemitglieder an, die zum Teil aus Hamburg und Berlin anreisen. Und lauter geht es zu als bei den unterkühlten norddeutschen Protestanten. Der Gesang der Gemeinde wird mit Percussion und E-Gitarre unterstützt.

„Für unsere Nachbarn ist das vor allem während der Mittagsruhe manchmal eine harte Probe, aber im großen Ganzen tragen sie das mit“, sagt Pastor Hans-Günther Sanders. Seine Gemeinde hat inzwischen auch schon gemeinsame Gottesdienste mit der Celestial Church abgehalten. Dabei lernen die Kirchen voneinander. Pastor Erhard Mischke von der norddeutschen Mission empfindet den Kontakt mit afrikanischen Kirchen als befruchtend für die deutschen Gemeinden. „Vor allem die charismatischen Chöre kommen hier hervorragend an. Da fangen sogar ältere Gemeindemitglieder an zu tanzen.“ Viele Gemeinden, so Mischke, wünschten sich bewegtere und spontanere Gottesdienste. Außerdem gebe es bei den Lutheranern ein Bedürfnis, das direkte, persönliche Gebet in den Gottesdienst zu integrieren, wie in afrikanischen Kirchen üblich. Davon sind dem Beauftragten der Bremischen Evangelischen Kirche für internationale Kontakte zur Zeit acht Gemeinden mit zusammen einigen hundert Mitgliedern bekannt. Sechs davon sind zu Gast in deutschen Gemeinden. Sie zahlen dafür einen Obolus zwischen 300 und 1.100 Mark, den sie komplett über die Kollekte aufbringen. Die anderen müssen unter teilweise prekären Bedingungen ihrem Glauben nachgehen. Sogar in einer Garage hat sich früher eine Glaubensgemeinschaft getroffen. Die vor allem aus Nigerianern und Ghanaern bestehenden Gemeinden sind in ihrer Ausrichtung äußerst unterschiedlich, unter ihnen finden sich etwa Pfingstgemeinden oder Baptisten. Dennoch wollen sie künftig verstärkt zusammenarbeiten.Wenn es nach Erhard Mische geht, soll perspektivisch auch mit nicht-christlichen Einwandergemein-den kooperiert werden, etwa der großen Gruppe islamischer Afrikaner. not

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