piwik no script img

Kein Licht am Ende

■ Hochbahn will Fußgängertunnel unter ZOB in Wandsbek-Markt schließen

Beim Umbau des kombinierten U- und Bus-Bahnhofs (ZOB) Wandsbek Markt soll ein Fußgängertunnel geschlossen werden. Die Hamburger Hochbahn Aktiengesellschaft (HHA) begründet ihren Wunsch damit, dass lediglich 3200 von insgesamt 35.000 Fahrgästen täglich den Tunnel benutzten. In letzter Minute versuchte der Regenbogen gestern Abend in der Bezirksversammlung den bereits festgeklopften Beschluss zu kippen. „Welch einen berechtigten Aufschrei würde es auf Seiten der AutofahrerInnen geben, wenn eine KFZ-Straße, die von 3000 Fahrzeugen am Tag genutzt wird, geschlossen werden sollte“, argumentiert der Regenbogen-Abgeordnete Andreas Bokowski.

Der heutige Tunnel ist in den Augen vieler ein Monstrum: 185 Meter lang, fünf Meter breit, mit einer Säulenreihe, hinter der Bösewichte Deckung finden. „Ich bin hier ein, zwei Male durchgegangen und dann nie wieder“, schaudert es die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Karin Timmermann. Weil sich der Tunnel biegt, ist kein Licht an seinem Ende zu sehen. Er wird Timmermanns Erfahrung nach nicht richtig sauber gehalten und von „angsterregenden Gestalten“ bevölkert.

Während 3200 Passanten am Tag – im Sommer gezählt – für Bokowski viel sind, taugt die Zahl der Hochbahn als Begründung für eine Schließung: Der Tunnel unterliegt „keiner ausreichenden sozialen Kontrolle“, argumentiert das Nahverkehrsunternehmen, das sich schon eine neue Nutzung für die Röhre ausgedacht hat: Die Müllcontainer, die heute den ZOB zieren, sollen darin verschwinden.

Überdies benötigten die Geschäfte in der U-Bahn-Empfangshalle Neben- und Sozialräume, die prima in der Röhre unterzubringen wären. Und weil sie gerade dabei sind, wollen die Hochbahner gleich noch die Passage unter der Kreuzung Wandsbeker Marktstraße/ Wandsbeker Allee dicht machen.

Der Regenbögler Bokowski dagegen findet, es wäre „eine Verschwendung öffentlicher Mittel“, den wettergeschützten Weg, auf dem FußgängerInnen vor Autos sicher sind, aufzugeben. Das Bezirksamt solle dafür sorgen, dass der Tunnel freundlicher gestaltet wird. Das Ergebnis von Bokowskis Vorstoß lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor. Gernot Knödler

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen