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Giftiges Sushi

■ „Rettet die Elbe“ kritisiert Passivität der Umweltbehörde bei TBT in Alster und Elbe

Der Förderkreis „Rettet die Elbe“ hat der Umweltbehörde vorgeworfen, sie kümmere sich nicht ausreichend um das Gift Tributylzinn (TBT) im Wasser von Elbe und Alster. TBT und ähnliche Verbindungen würden nicht nur in Schiffsfarben verwendet, sondern auch in Holzschutzmitteln, Textilien, Kunststoffen und Klebern. Die Behörde müsse deshalb die Fabrikabwässer besser überwachen.

„Der Senator und seine Mitarbeiter sind durch ihre Untätigkeit maßgeblich für die Gewässerverschmutzung durch TBT und deren Auswirkungen mit verantwortlich“, behauptet „Rettet die Elbe“. Der Umweltbehörde liegen nach eigenen Angaben keine Hinweise auf nennenswerte einzelne Einleiter vor. Sie sieht deshalb auch keinen Grund ins Blaue zu messen.

TBT wirkt im Organismus wie ein Hormon und ist darin Horrorstoffen wie Dioxin oder DDT vergleichbar. Weibliche Meeresschnecken vermännlichen unter dem Einfluß von TBT und verlieren ihre Fortpflanzungsfähigkeit. Bei Menschen kann TBT kurzfristig Ausschläge, Magenschmerzen, Durchfall und Atembeschwerden hervorrufen. Seine langfristigen Wirkungen sind nicht erforscht.

Zur Zeit wird das Gift noch Schiffsanstrichen beigemischt. Es soll Seepocken und Algen töten und so den Treibstoff fressenden Bewuchs auf den Schiffsrümpfen verhindern. Für Boote mit weniger als 25 Metern Länge sind solche Anstriche international verboten. Im Dezember präsentierte die Umweltbehörde ein von der EU gefördertes Projekt, das die TBT-Emissionen auf der Reparaturwerft von Blohm+Voss verringern soll.

„Rettet die Elbe“ vermutet, dass in Hamburg weitere große Gift-Quellen existieren: Im Abwasser des Klärwerks Köhlbrandhöft wurde TBT nachgewiesen, und in Fischen aus dem Reiherstieg bis zu drei Milligramm TBT pro Kilogramm Körpergewicht gefunden. „Wenn wir Anhaltspunkte hätten, dass es Einleiter gibt, dann könnten wir das leicht abstellen“, sagt dagegen Behörden-Sprecherin Brigitte Köhnlein. Firmen-Abwässer würden lediglich auf die Stoffe hin analysiert, die darin zu erwarten seien. Sie vermutet, dass das Gift auf vielen Wegen in winzigen Mengen in die Stadt kommt. knö

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