Sparen, so Gott will

■ Fast alle Institutionen der evangelischen Landeskirche ziehen in die „Apostelfabrik“ in Friedrichshain. Das hat 67 Millionen Mark gekostet, soll am Ende aber Geld sparen

„Die Balkontür kriegt er auch auf.“ Beate Flobbe, Sekretärin von Landesbischof Wolfgang Huber, ist mit dem Standort des Schreibtisches ihres Chefs zufrieden. Sie dirigiert den Möbelpacker, der das Bischofsbüro vollstellt. Zehn Jahre nach der Vereinigung entrümpelt die Kirche auch räumlich die Reste der Trennung.

Fast alle Institutionen der Landeskirche ziehen in diesen Tagen zusammen: ins neue „Evangelische Zentrum“ an der Georgenkirchstraße in Friedrichshain. Es ist ein Weg in die Vergangenheit und die Zukunft. Das wird an dem roten Backsteinbau deutlich, der renoviert wurde. Es ist das 1873 errichtete Haus der Berliner Missionsgesellschaft, „Apostelfabrik“ genannt. Von hier aus wurden Missionare unter anderem nach Tansania und Südafrika entsandt.

Deshalb stehen im Portal die Apostel und Missionare Petrus und Paulus. Daneben ist für 67 Millionen Mark ein Neubau entstanden, ebenfalls mit Backstein verkleidet. Finanziert wurde das in Zeiten leerer Kassen durch den Verkauf von sieben Häusern und Grundstücken. Es sind die Liegenschaften, die die Landeskirche nun aufgeben und verkaufen kann. Dazu gehört die Zentrale der Landeskirche am Tiergarten: ein hässlicher Siebzigerjahre-Bau.

Markus Bräuer, persönlicher Referent des Bischofs, ist voll des Lobes über die neuen Räume: Der ehemalige Pfarrer der Zionskirche am Prenzlauer Berg, wo 1989 DDR-Bürgerrechtler mehr Demokratie forderten, erinnert sich mit Grauen an das alte Konsistorialgebäude: Da musste man die Fenster öffnen, um der Hitze der bullernden Heizung zu entgehen.

Die Zusammenlegung von über zehn Institutionen der Landeskirche soll Geld sparen. Allein die Energiekosten sinken dadurch um die Hälfte. Bräuer sieht aber noch eine andere Dimension: Es passe doch, dass man in einem ehemaligen Missionsgebäude untergebracht sei – hier im atheistischen Osten der Stadt, wo nur noch zehn Prozent der Bevölkerung Christen sind. Nach Ansicht des Kirchenhistorikers Lorenz Wilkens dient der Umzug dazu, das Zusammenwachsen der Kirche im Osten und Westen der Stadt zu fördern. Und angesichts dieser geschichtlichen Perspektive: Was stört da die Petitesse, dass er in seinem Büro noch keinen Strom, keine Telefonleitung und keine Möbel hat?

Philipp Gessler