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Heimische Rituale

■ Auftakt der Metall-Tarifrunde: Beide Seiten „ganz weit auseinander“

Es sind die bekannten Rituale, und alle Beteiligten wissen es. Da wird die Stirn gram in Furchen gelegt und mitgeteilt: „Wir sind noch weiter auseinander, als ich es gedacht habe.“ Die andere Seite presst ihren Standardsatz „Das sind für uns unannehmbare Forderungen“ hervor. IG-Metall-Bezirksleiter Frank Teichmüller fühlt sich „in diesen Ritualen mittlerweile richtig zu Hause“. Demnach war ihm beim gestrigen Auftakt der Metall-Tarifrunde an der Küste wieder heimisch zumute.

Tatsächlich liegen zwischen den 5,5 Prozent mehr Lohn und der Rente ab 60 der Gewerkschaft und den am Produktivitätszuwachs orientierten 2,6 Prozent, die Arbeitgeber-Verhandler Hans Werner Busch als „unsere Obergrenze“ definierte, Welten. Der Annäherungsfaktor nach zwei Stunden Gespräch tendierte denn auch logischerweise gegen null. „Rente ab 60 schafft aus unserer Sicht eher weniger Arbeitsplätze als mehr“, sagt Busch, nennt die IG Metall-Forderungen „beschäftigungspolitisches Harakiri“ und will stattdessen mehr Altersteilzeit und längerfristige Tarifverträge.

Teichmüller winkt ab und glaubt, dass „die Altersteilzeit an Fahrt völlig verloren hat“. Wer auf die Verrentung mit 60 als beschäftigungspolitisches Instrument verzichte, sorge dafür, dass weniger Auszubildende eingestellt würden. Und wenn Busch von „Reallohnsicherung als Ziel der Tarifrunde“ rede, dann meine er Lohnerhöhungen, die deutlich unter zwei Prozent lägen. Teichmüllers Fazit: „Diese Gesprächsrunde hat uns zurückgeworfen“. Auch solche Sätze gehören zum Ritual. Vielleicht wird man beim nächsten Termin am 6. März in Bremen konkreter. Peter Ahrens

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