: Polizeigewerkschaft probt den Aufstand
Polizisten sollen künftig Einsätze und Razzien außerhalb der Dienstzeiten boykottieren
Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Eberhard Schönberg, hat gestern Innensenator Eckart Werthebach (CDU) scharf angegriffen: „Angesichts von 1,3 Millionen Überstunden von Polizeibeamten im Jahr 1999 werden unsere Personalräte in Zukunft jeden zusätzlichen Einsatz kritisch prüfen und die Durchführung gegebenenfalls ablehnen.“ An Einsätzen wie etwa zur 1.-Mai-Demo wolle die Polizei laut Schönberg weiterhin teilnehmen. Boykottiert würden aber lang geplante Verkehrskontrollen und Razzien, die außerhalb der regulären Dienstzeiten terminiert seien.
Der GdP-Vorsitzende begründete den Boykott gestern damit, dass die Polizei von der CDU/SPD-Koailtion „kaputtgespart wird“. Entgegen der Zusage von Werthebach gebe es trotz zunehmender Arbeit immer weniger Personal und keinen Pfennig mehr.
Wenn die GdP ihre Boykottdrohung wahr macht, ist Werthebach eines seiner wichtigsten Arbeitsschwerpunkte beraubt. Erst letzte Woche hatte er erklärt, die Polizei regelmäßig Kontrollen bis hin zu Razzien durchführen zu lassen. Angekündigt wurde zudem die Einführung von „grünen Wochen“, bei denen der Kontakt zwischen Bürger und Polizei gestärkt werden soll. „Es wird nicht allzu grün werden“, sagte der GdP-Vize Riefenstahl gestern lakonisch. plu
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