: Hundert kleine Blumen
In Berlin: der chinesische Komponist Zhao Jiping, der die Musik für die chinesischen Erfolgsfilme der letzten Jahre schrieb
In Berlin begann 1987 mit dem Goldenen Bären für Zhang Yimous Regiedebüt „Das Rote Kornfeld“ der weltweite Siegeszug des neuen chinesischen Kinos. Am Erfolg dieser Filme war der Komponist der Filmmusiken, Zhao Jiping, nicht ganz unbeteiligt. Trotzdem ist er erst jetzt, im Tross der Jury-Präsidentin Gong Li, zum ersten Mal in Berlin und trifft den Vormittag über Journalisten. Der 55-Jährige wirbt für sein Album „Electric Shadows“, das Orchesterversionen seiner berühmtesten Filmmusiktitel vereint.
Etwas steif sitzt er im Hotelsessel, lässt sich Tee reichen und plaudert aus dem Nähkästchen. Wie Anfang der 80er-Jahre Chen Kaige und Zhang Yimou, junge Absolventen der Filmhochschule Peking, auf ihn zukamen. Die beiden suchten einen Komponisten wie ihn, mit Wissen um die klassische Folklore und die chinesische Operntradition, für ihren Film „Gelbe Erde“. Aus dem Zusammentreffen erwuchs eine höchst erfolgreiche Verbindung, denn seit diesem Einstieg hat Zhao Jiping die Musik zu mehr als 20 Filmen geschrieben, immer wieder für die farbenprächtigen Filmepen von Zhang Yimou („Die Rote Laterne“, der 1991 den Silbernen Löwen in Venedig gewann) sowie Chen Kaige („Auf Wiedersehen, meine Konkubine“, der 1992 in Cannes die Goldene Palme bekam). Auch Zhao Jiping selbst wurde schon oft mit Auszeichnungen überhäuft – einer seiner Preise trägt dem schönen Titel „Hundert kleine Blumen“ – doch veröffentlicht wurde seine Musik bisher ausschließlich auf dem „westlichen“ Markt, in Japan und Taiwan. In China sind Tonträger von ihm kaum zu kriegen – „nur auf dem Schwarzmarkt“, wie er bedauert.
Erst mit „Electric Shadows“ wird sich das nun auch in China offiziell ändern. Die erwartete kommerzielle Anerkennung kommt zu einem Zeitpunkt, wo auch Chinas Filmszene im Umbruch steckt und jüngere Regisseure ihre Filme mit Pop-Schlagern aufpeppen. Zhao Jiping kennt die Anforderungen des Marktes, schließlich arbeitet er selbst mit privaten Filmfirmen in Taiwan, doch die Zumutungen der Kommerzialisierung sieht er sehr kritisch – in künstlerischer Hinsicht ist der Komponist, der zu jener Generation gezählt wird, die in der letzten Dekade den chinesischen Film revolutioniert hat, dann doch eher konservativ.
Daniel Bax Licht-Klang-Präsentation mit Zhao Jiping heute um 18.30 Uhr im Französischen Dom am Gendarmenmarkt, Mitte
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