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Großinvestor will sich drücken

■ Die Walter Bau AG, die das Olympiastadion sanieren und betreiben will, beteiligt sich nicht am Entschädigungsfonds für ehemalige NS-Zwangsarbeiter. Grüne: Nicht tragbar

Der Großinvestor Walter Bau AG, der das Olympiastadion mit Hilfe von Bundes- und Landesmitteln sanieren und betreiben will, hat bisher keine Aussage zur Entschädigung ehemaliger NS-Zwangsarbeiter getroffen. Deshalb dürfe der Vorstandschef der Walter Holding, Ignatz Walter, der als Vize-Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie zur Beteiligung am Entschädigungsfonds aufruft, sich nicht vor der eigenen Verantwortung drücken, sagte gestern der Grünen-Abgeordnete Hartwig Berger. Dies gelte auch für Firmen, die mehrheitlich im Walter-Besitz seien.

Die Baufirmen Züblin und Dykkerhoff & Widmann, die zum Walter-Imperium gehören, sollen nach Untersuchungen des American Jewish Committee während des NS-Regimes Zwangsarbeiter beschäftigt haben.

Nach Recherchen des ZDF-Magazins „Frontal“ hat Züblin bei Mörfelden-Walldorf sogar eine Baustelle unterhalten, auf der Jüdinnen aus dem KZ Auschwitz unter brutalsten Bedingungen eine Rollbahn für den Flughafen Frankfurt/Main anlegen mussten.

„Es ist makaber, dass die Walter Holding jetzt bei der Sanierung und Erneuerung des Berliner Olympiastadions verdienen will, dem Schauplatz der internationalen Propagandashow der Nazi-Diktatur im Jahr 1936“, so Berger.

Die Walter Bau AG müsse sich wie andere Firmen auch ihrer historischen Verantwortung stellen, forderte gestern der Geschäftsführer der Berliner Baugewerkschaft, Rainer Knerler.

Das Thema sei noch in der Schwebe, hieß es gestern bei Dykkerhoff & Widmann. Auch bei Züblin ist nach Angaben eines Firmensprechers noch keine Entscheidung gefällt worden. Von der Walter Bau AG war gestern keine Stellungnahme zu erhalten.

Derzeit steht der Senat in schwierigen Vertragsverhandlungen mit der Walter Bau AG, die das OIympiastadion bis zum Jahr 2004 sanieren und später 35 Jahre lang betreiben will. Nach bisherigem Verhandlungsstand wollen das Land und der Bund je 100 Millionen Mark beisteuern. In den nächsten vier bis sechs Wochen sollen die Verhandlungen für das 520-Millionen-Mark-Projekt abgeschlossen werden.

Fragen des Geldes dürften nicht von Fragen der politischen Moral abgetrennt werden, so Berger. Wenn Walter in Sachen Entschädigungsfonds nicht einlenke, sei das Bauunternehmen als Großinvestor in und für Berlin nicht tragbar. Eine Sprecherin von Bausenator Peter Strieder (SPD) sieht das anders.

Zwar dürfe sich kein Unternehmen aus seiner historischen Verantwortung schummeln, dies habe jedoch mit den aktuellen Vertragsverhandlungen nichts zu tun. „Das sind zwei Paar Schuhe“, so die Sprecherin. Richard Rother

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