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Streit um Obdach für Migranten in El Ejido

Südspanien: Bürgermeister verweigert Unterkunft nach rassistischen Krawallen

Almeria (dpa) – Nach den schweren ausländerfeindlichen Krawallen in El Ejido droht in der südspanischen Kleinstadt ein neuer Konflikt. Bürgermeister Juan Enciso weigert sich, ein Grundstück für die vorübergehende Unterbringung der etwa 1.000 marokkanischen Migranten zur Verfügung zu stellen, die bei den Unruhen in der vorigen Woche obdachlos geworden waren. Spaniens Arbeits- und Sozialminister Manuel Pimentel warf dem Politiker der konservativen Volkspartei PP gestern im Rundfunk vor, die Situation unnötig anzuheizen.

Der Minister wies Berichte zurück, wonach die Regierung den Streit mit der Zwangsenteignung eines Grundstücks beenden wolle. Das Rote Kreuz hat bereits zahlreiche Zelte für ein Übergangslager bereit gestellt. Sie konnten wegen der Weigerung des Bürgermeisters aber noch nicht aufgebaut werden. Etwa 8.500 Einwohner hatten mit einer Unterschriftenliste gegen die Errichtung eines solchen Zeltlagers protestiert.

Die Übergriffe auf die nordafrikanischen Erntehelfer begannen, nachdem ein geistesgestörter Marokkaner eine Spanierin erstochen hatte. Obwohl der Mann kurz darauf festgenommen worden war, machten hunderte von Bewohnern drei Tage lang Jagd auf Ausländer und verwüsteten deren Wohnungen und Läden. Die Polizei griff nur sporadisch ein. Bei den Krawallen wurden etwa 80 Menschen verletzt. Viele der Gastarbeiter leben weiter im Freien und werden vom Roten Kreuz mit Essen und Schlafsäcken versorgt. Die Vorfälle hatten für Besorgnis und Proteste unter anderem bei der marokkanischen Regierung und der EU-Kommission gesorgt.

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